Der Grüffelo - kultur 69 - Oktober 2010

Keine Angst vor großen Tieren: Der Grüffelo: Musical nach dem Bilderbuch von Julia Donaldson und Axel Scheffler im Jungen Theater

Die kleine Maus mag leckere Nüsse. Leider gibt’s die besten im finsteren Wald. So ganz geheuer ist der zwar nicht, aber die hungrige kleine Maus macht sich tapfer auf den Weg. Zwei dicke Bäume (zauberhafte bilderbuchbunte Ausstattung: Isla Shaw) haben’s in sich. Fuchs, Eule und Schlange treiben dort ihr Unwesen und haben alle ordentlich Appetit. Besonders auf kleine Mäuse, was natürlich gar nicht gut ist. Aber die Maus, entzückend verkörpert von der zierlichen Linda-Moran Braun, weiß sich zu helfen.
Die Erzählerrolle übernimmt René Wedewart, der den kleinen Zuschauern immer wieder deutlich macht, dass alles auf der Bühne nur gespielt ist. Die Theaterillusion wird ständig mit herrlichem Spielwitz durchbrochen; die Geschichte wird nicht realistisch präsentiert, sondern mit leichtfüßiger Lust am humorvollen Umgang mit den Figuren. Ein bisschen britischer Humor scheint durch in dieser Koproduktion mit der englischen Theaterkompanie „Tall Stories“, die den Grüffelo 2001 mit Riesenerfolg auf die Bühne brachte und seitdem in ganz Großbritannien und in vielen anderen Ländern vorstellte. In Bonn hat der „Tall Stories“-Gründer Toby Mitchell das Stück nach der Originalinszenierung seiner Kollegin Olivia Jacobs mit drei Schauspielern aus dem JTB-Profi-Ensemble neu erarbeitet. Das bewährte Regiekonzept blieb also erhalten, für den Sprachwitz der englischen Fassung wurden kongeniale deutsche Entsprechungen gefunden. Einen Spaß daraus macht sich Andreas Lachnit, Schauspieler und Hausregisseur am JTB. Als nicht sonderlich schlauer Fuchs, Eule in Piloten­kluft mit militärischem Drill und Sturzflug-Lizenz sowie als Kastagnetten bewehrte Klapperschlangen-Diva. Eigentlich sind die komischen großen Tiere ja ganz nett. Nur ihre Mäuse-Rezepte sind gar nicht nach dem Geschmack der kleinen Maus…
Aber sie hat ja ein Patentrezept mit Namen „Grüffelo“. Das ist ein fürchterliches Monster mit großen Ohren, glühenden Augen und Hörnern auf dem Kopf. Wenn sie von ihrem starken Freund und Beschützer erzählt, vergeht den anderen die Lust auf Mäusehack und sonstige Köstlichkeiten. Das Problem ist: Der wilde Grüffelo (René Wedewart steckt in dem Zottelkostüm) taucht plötzlich wirklich auf. Und sein Lieblingsgericht ist ausgerechnet „Butterbrot mit kleiner Maus“! Da ist eine Menge Mäuseintelligenz nötig. Wie das listige Tierchen es schafft, selbst den Grüffelo das Fürchten zu lehren, muss man schon selber sehen. Natürlich auch hören, wobei man bei den flotten Songs des Kindermusicals getrost mitsingen darf. Die Schauspieler sprachen das Publikum ohnehin häufig direkt an, was den kleinen Zuschauern – die Produktion ist konzipiert für Kinder ab vier Jahren – die Angst vor den fremden Gestalten nimmt und sie einbezieht in das spannende Geschehen. Für die Kinder wird sie vor allem mit Bildern und körpersprachlichen Mittel erzählt, die Erwachsenen amüsieren sich zudem über witzige Anspielungen und heitere Wortklaubereien.
Dass die Kleinen den Großen nicht unterlegen sein müssen und dass man mit Mut und Klugheit einige Gefahren überstehen kann, heißt die pädagogische Botschaft, die ganz unaufdringlich mittransportiert wird. Vor allem freilich macht die liebevoll inszenierte Aufführung mit zahllosen pfiffigen Einfällen schlicht Spaß. Hervorragend geeignet für Theaterneulinge!
E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 1 Std., keine Pause
Im Programm bis: ???
Nächste Vorstellung: 06.11.10 - 15 Uhr

Dienstag, 15.02.2011

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