Die Chroniken von Narnia - kultur 100 - November 2013

Die Chroniken von Narnia im Jungen Theater

Eine Welt jenseits der Zeit

Es kann kein Zufall sein: Eine alte Prophezeiung verspricht, dass es wieder Frühling wird im fantastischen Reich Narnia, wenn zwei Mädchen und zwei Jungen unbeirrbar geschwisterlich zusammenhalten. In Narnia herrscht ewiger Winter ohne Weihnachten, seit die weiße Hexe Jadis die Macht an sich gerissen hat. In der Realität des Zweiten Weltkriegs herrscht auch eisige Kälte, als die vier Kinder der Londoner Familie Pevensie auf dem Landsitz des alten Professors Kirk in Sicherheit gebracht werden. Ihr Vater ist gefallen, ihre Heimatstadt wird bombardiert. Aber die Kinder haben eine großartige Zukunftsaufgabe, die allen viel Mut abfordert: Die Rettung Narnias, das auf die jungen Freunde wartet, die längst Teil seiner Chronik sind.
Peter, Susan und Edmund wollen der kleinen Lucy anfangs nicht glauben, dass sie durch einen alten Kleiderschrank wie einst Alice durch einen Spiegel in ein fernes Paralleluniversum gelangt sei. In der Regie von Lajos Wenzel, der auch das magisch leuchtende Bühnenbild entworfen hat, wird Narnia märchenhaft lebendig und bei aller wahnwitzigen Dramatik oft sehr komisch. Die Inszenierung des Fantasy-Klassikers Die Chroniken von Narnia von C.S.Lewis nimmt Elemente der im englischen Sprachraum sehr beliebten „Christmas Pantos“ auf, die allerhand freche Anspielungen erlauben. Am Jungen Theater Bonn spielen sie in der pfiffigen Übersetzung von Wolfgang Adenberg die deutschsprachige Erstaufführung der Musical-Version, die 1998 von der Royal Shakespeare Company herausgebracht wurde.
Die musikalische Leitung und die Choreographie hat der versierte junge Musicaldarsteller Bernard Niemeyer übernommen, der seit 2011/12 fest zum JTB-Profi-Ensemble gehört. Niemeyer spielt zudem den liebenswert aus der Antike ins Heute gewehten Faun Tumnus mit prallem Fellkostüm. Die Zeit scheint außer Kraft gesetzt in Narnia, wo ­Father Christmas (Carlo Himmel) selbst einen Weihnachtsbaum zum Tanzen bringt. Wie eine wilde Rock-Queen mit atemberaubend hochhackigen silbernen Stiefeln und schneeweißem Pelz (Kostüme: Brigitte Winter) tobt Katharina Felschen als böse Hexe über die Bühne. Sie ist der Star von Narnia und lockt den 12-jährigen Edmund in ihren eisblau schillernden Palast, wo alles Leben zu Stein gefriert. Josia Vantroyen, alternierend mit Benedikt Lewalter, gibt psychologisch sehr genau diesen Jungen, der mit aller Kraft gegen das Böse kämpfen will und deshalb sogar seine Geschwister verrät.
Fabelhaft ist auch die Leistung der weiteren jungen Schauspieler. Allen voran die zehnjährige Tamina Friedrich (alternierend mit Louise Buhl), die als Lucy traumhaft sicher allen Tücken die Stirn bietet. Als ernste große Schwester Susan überzeugt Lina Oppermann (alternierend mit Emilie Siegemund). Als tapferer, fast schon erwachsener „Sir“ Peter zeigt Ricardo Rausch (Frederik Stuhlemmer) klare Haltung bis zum Ritterschlag durch den rechtmäßigen Narnia-Herrscher Aslan. Der Sänger Uli Wewelsiep gastiert als weiser Professor, der mit einem riesigen goldenen Löwenhaupt als Standarte in den Kampf zieht.
Wenn die Kinder nicht ein sehr irdisch mit Kochtopf und Nähmaschine hantierendes Biberpaar (köstlich: Andrea Brunetti und Chris­tian Steinborn) an ihrer Seite gehabt hätten, wäre manches vielleicht noch schiefgegangen. Ohne die blitzenden Schwerter in der Kampfchoreographie von Jan Herrmann zweifellos. Zumal der unter seiner zotteligen Grumpskin-Erscheinung ein echt gutes Herz verbirgt.
Nicht immer gutmütig ist Mrs. Macready, tüchtige Haushälterin und Fremdenführerin im Anwesen des Professors. Die wunderbare Giselheid Hönsch, die im Oktober 77 Jahre jung wurde, bringt die kleinen Narnia-Prinzen und -Prinzessinnen sicher in die Wirklichkeit zurück. Leider können wir hier nicht alle nennen, die an diesem Theatertraum mitgewirkt haben, der für eine fabelhafte Story mit tollen Songs und fetziger Rock-Musik bei der Premiere mit Standing Ovations belohnt wurde. E.E.-K.

Spieldauer ca. 2¼ Stunden,
inkl. einer Pause
Empfohlen für Zuschauer ab 8 Jahren.
Die nächsten Termine: 8.11./9.11./29.11./30.11./20.12./21.12./
30.12./31.12.

Dienstag, 03.12.2013

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