Beautiful Thing - kultur 44 - Februar 2008

Wunderbare Liebeskomödie - Beautiful Thing von Jonathan Harvey im Jungen Theater Bonn

„It’s getting better“ – der Song von Mama Cass hat im Londoner East-End einen Hoffnungswert. Die Hochhaussiedlung Thamesmead ist ein sozialer Brennpunkt, wo das Bier in Strömen fließt und „strong language“ vorherrscht. Der mehrfach preisgekrönte englische Autor Jonathan Harvey (*1968 in Liverpool) nimmt in seinem 1993 erschienen Stück Beautiful Thing kein Blatt vor den Mund. Die deutschsprachige Erstaufführung am JTB zeigt präzise das soziale Milieu der Figuren, entwickelt die Geschichte ohne sentimentale Betroffenheitsdramatik und bringt sensibel ein immer noch heikles Problem zur Sprache: die Liebe zwischen zwei Jungen.
Im Bühnenbild von Stefan A. Schulz, bei dem hinter den typischen Backsteinmauern ab und zu Jamies Zimmer erscheint, funktionieren die flotten Szenenwechsel perfekt. Regisseur Andreas Lachnit schafft eine feine Balance zwischen Ernsthaftigkeit und federleichtem Humor.
Der 18-jährige Timo Rüggeberg spielt einfühlsam den knapp 16-jährigen Jamie, der mit seiner allein erziehenden Mutter Sandra an der Prekariatsgrenze lebt. Andrea Brunetti verkörpert wunderbar überzeugend diese junge Frau, die sich mit unbeirrbarem Selbstbewusstsein und großem Herzen gegen alle Widrigkeiten behauptet. Klar: Der Pub, in dem sie das Schulgeld für Jamie verdient, ist nicht der feinste. Knapp neben dem guten Geschmack liegen auch ihre kessen Outfits (tolle Kostüme wie immer: Brigitte Winter). Ihr aktueller Lover Tony (Jan Hermann) macht sich zwischen Joint und Alk immerhin beim Müllentsorgen nützlich. Der arbeitslose Nachbar Ron (Sören Ergang) verprügelt im Suff regelmäßig seinen Sohn Ste, bis Sandra dem Jungen in ihrer Wohnung Schutz gewährt. Der 16-jährige Gerrit Klein spielt sehr differenziert den auf der Bühne etwa gleichaltrigen Ste, dem Jamies zärtliche Annäherungen eine große Entscheidung abverlangen: das Bekenntnis zu seiner Homosexualität.
Selbstverständlich lassen alle auch das Nachbarsmädchen Leah (anrührend: Larissa Aimée Breidbach) nicht im Stich, als die auf einem Drogentrip abzustürzen droht.
Natürlich ist Sandra nicht gerade begeistert, wenn sie merkt, dass die Beziehung zwischen Jamie und Ste mehr ist als eine ‚normale’ Jungenfreundschaft. Aber ein „Beautiful Thing“ bleibt es, wenn zwei junge Menschen gegen alle Widerstände ihren eigenen Weg gehen. Die mutige, dennoch höchst unterhaltsame Aufführung könnte auch viele Erwachsene ins JTB locken. E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 110 Min. inkl. Pause
Im Programm bis: ???
Nächste Vorstellung: 16.02.08
Geeignet für Zuschauer ab 15 Jahren

Donnerstag, 07.08.2008

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