Wochenendkomödie - kultur 34 – Februar 2007

Zwei ungleiche Paare - Wochenendkomödie von Sam Bobrick im Kleinen Theater

Ein romantisches Wochenende in trauter Zweisamkeit haben sie sich vorgestellt und dafür ein kuscheliges einsames Landhäuschen gemietet (hübsch rustikal ausgestattet von Frank Joseph). Das mit dem Kuscheln war eher Peggys Idee, Frank hat mit Bier und sonstigen Vorräten das Überleben für mindestens ein halbes Jahr gesichert. Leider muss mit der Buchung was schief gegangen sein. Denn wenn Peggy ihren grantigen Frank endlich davon überzeugt hat, dass ein bisschen frischer Wind ihrer langjährigen Ehe ganz gut täte und dass es noch andere Freizeitbeschäftigungen als Holzhacken gibt, schneien Jill und Toni herein. Deutlich jünger, noch ziemlich frisch verliebt, gute Manieren, Porsche vor der Tür, Champagner und einen halben Delikatessenladen im Koffertraum. Klar, dass Frank ihnen großzügig das Schlafzimmer anbietet und mit seiner enttäuschten Gattin halt das Sofa teilt. Klar auch, dass in der beliebten Wochenendkomödie (vor knapp einem Jahrzehnt auch im Contra-Kreis zu erleben) des amerikanischen Erfolgsautors Sam Bobrick und seiner Gattin Jeanne bald die Fetzen fliegen.
Walter Ullrich setzt in seiner Inszenierung auf den pointierten Witz des verbalen Schlagabtauschs, vor allem aber auf den Zusammenprall zweier Generationen und sozialer Lebenswelten. Karl Knaup ist der kleinbürgerliche Selfmademan Frank, Händler für Bürobedarf, jovial selbstbewusst, rücksichtslos wehleidig, hemmungslos neidisch auf die Jugend und voller Verachtung für deren nicht durch echte Leistung erworbenen Wohlstand. Ein Fiesling, der - nicht erst nach reichlichem Alkoholgenuss - mit beiden Füßen in jedes Fettnäpfchen trampelt. Ein typischer good guy, der seinen amerikanischen Traum mit Zähnen und Klauen verteidigt. Dass Peggy es mit ihm so lange ausgehalten hat, grenzt an ein Wunder. Claudia Neidig spielt nicht nur das unterdrückte, frustrierte Hausmütterchen mit atemberaubend schlechtem Geschmack (Kostüme: Hilde Küster), sondern eine durchaus patente Frau, die längst begriffen hat, was sie trotz allem an diesem miesen Typen hat. Ihr gutes Herz unter dem prallen Busen und ihr sarkastisches Mundwerk machen alle Ausrutscher locker wett. Gegen dieses perfekte Horror-Paar aus der provinziellen Mittelschicht haben's die beiden lässig eleganten Youngsters nicht leicht.
Toni (als leicht naiver Yuppie: Bo Lander) hat zwar Papas Firma und Konto im Hintergrund. Aber Jill (mit viel Grips unter dem Blondschopf: Sandra Krolik) kapiert schnell, dass auf der Sonnenseite des Lebens nicht ewig Platz ist. Die beiden Alten auf ihren eingefahrenen Gleisen sind lächerlich, langweilig, lustlos. Aber sie halten zusammen, weil's da einen Klebstoff gibt, der trotz allem was mit Liebe zu tun hat. Und der schönste Witz ist: Sie sind dabei nicht mal unglücklich. Also lotst Jill ihren widerstrebenden Toni flugs in den sicheren Hafen der Ehe. Heiraten als Risikominderung - vielleicht nicht das ganz große Glück, aber besser als gar keins. Vergnüglich! E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 2 ¼ Stunden inkl. Pause
Im Programm bis: 23.01.07

Donnerstag, 01.02.2007

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