Pippi Langstrumpf - kultur 32 - Dezember 2006

Kunterbunte Anarchie - Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren im Jungen Theater

Das kleine schwedische Mädchen mit den roten Zöpfen muss man einfach mögen, seitdem Astrid Lindgren es vor 60 Jahren erfunden hat. Ganz besonders jedoch, seit es in Gestalt der temperamentvollen Andrea Brunetti (inzwischen selbst Mutter von zwei kleinen Kindern) über die Bühne des Jungen Theaters Bonn tobt. Schon als Schülerin ist sie dort aufgetreten, seit dieser Spielzeit gehört sie nach ihrem Studienabschluss und Engagements an diversen Stadttheatern zum festen Ensemble des JTB. Und turnt in der quietschfidelen Inszenierung von Andreas Lachnit durch Klassenzimmer, bürgerliche Kaffeekränzchen und über das Dach ihrer Villa Kunterbunt (witzig variables Bühnenbild von Laurentiu Tuturuga), dass es eine Lust ist.
Für die tapfer trotteligen Polizisten (Jan Herrmann und Sören Ergang) eher nicht, denn die werden ebenso an der Nase herumgeführt wie der starke Rudolf mal kurz aus den Latschen gehoben. Gut, damit der stärkste Mann der Welt im putzigen Ringelanzug (Kostüme: Brigitte Winter) zum Schrecken seines Managers (Arno Krebs) die Flatter machen kann, muss die Theatertechnik nachhelfen. Den windigen Jahrmarktshelden gönnt Pippi gern ein paar echte Goldstücke aus ihrem Piratenschatz. Einfach, damit ihr Plüschäffchen "Herr Nilsson" keine Urwaldalbträume kriegt und der "Kleine Onkel" sich's weiter auf der Terrasse gemütlich machen kann. Der ist nämlich ein Pferd. Und weil der gelernte Puppenspieler und technische Leiter des JTB Michael Schmidt drin steckt, kann Pippi auf seinem breiten Rücken sogar hoch zu Ross das kleine Einmaleins in der Schule unsicher machen. Die strenge Lehrerin Fräulein Pysselius (herrlich komisch: Giselheid Hoensch) kriegt angesichts der Rechenkünste der aufgeweckten Amazone die Krise. Auch ihre Versuche, das arme Waisenkind in einem Heim unterzubringen, sind nicht sonderlich erfolgreich. Wohltätigkeit - nein danke! Tortenschlacht - ja bitte! Und heimliche Freunde wie Annika (Kerstin Dietrich) und Thomas (Michael Mühl) unbedingt! Pippi ist zwar stark genug, um allein klar zu kommen, aber manchmal packt sie doch die Sehnsucht nach ihrem Papa, der als Kapitän auf den Weltmeeren herumschippert. Klar, dass Pippi ihre jungen Spielkameraden trotzdem nicht im Stich lässt. Da packt dann auch die Erwachsenen die Sehnsucht nach der fröhlichen Anarchie der Kinderzeit. „Seid doch mal anders, nehmt euch nicht so ernst“, singt Pippi in einem der neuen Songs, für die Intendant Moritz Seibert die pfiffigen Texte geschrieben und Uwe Vogel die mitreißende Musik komponiert hat. Am Ende singt und tanzt bei diesem erfrischend munteren Kindermusical fast das ganze Publikum mit. Es muss ja nicht gleich die Welt einstürzen, nur weil einer denkt: Du bist nicht normal. Fast schon normal ist allerdings, dass die meisten Vorstellungen im JTB bis zum Jahresende bereits ausverkauft sind. E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden mit Pause
Im Programm bis 2007

Für Zuschauer ab 5 Jahren!

Dienstag, 12.01.2010

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