bis einer weint - kultur 42 - Dezember 2007

Alltägliche Verletzungen - bis einer weint von der Jungen Bühne Bonn

Sie rennen um die Stühle und Sessel auf der Bühne, als ob’s um ihr Leben ginge. Das alte Spiel „Reise nach Jerusalem“? Auch das natürlich, denn jeder will sich ja einen Platz erobern und mit seinem Sitzmöbel einen individuellen Raum für sich behaupten. Ein weißer Stuhl bleibt frei. Später wird dort einer sitzen und sich anhören müssen, wie die anderen ihn mit bösen Worten niedermachen. Das geht unter die Haut: bis einer weint heißt die jüngste Produktion der Jungen Bühne Bonn. Die 15 Jugendlichen (12 junge Frauen, 3 junge Männer) haben sich unter der Leitung von Tina Jücker und Claus Overkamp vom Theater Marabu mit den kleinen und großen Verletzungen des Alltags beschäftigt und daraus eine sehr bewegende, zuweilen auch komische theatrale Studie über Verwundungen des Selbstbewusstseins, Versagensängste und Aggressionen entwickelt. Kein psychologisches Theater mit fest umrissenen Figuren, sondern sensible kleine Szenen, die von Ausgrenzungen, Einsamkeit und Verwundungen berichten, die jeder junge Mensch in seiner Entwicklung erfährt. Dass daraus schreckliche Amokläufe entstehen können, ist nur allzu bekannt und wird hier ebenso wenig verschwiegen wie die Träume von der Gewalt gegen sich selbst und vom eigenen Tod. Erzählt wird jedoch auch von den Möglichkeiten des Auffangens und Vertrauens, die neue Hoffnungen wecken. Nachdenklich, aber mit wunderbar leichter spielerischer Distanz und erstaunlicher körperlicher Präsenz. Bis einer geht und sein Stuhl leer bleibt. E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 1 Stunde
Im Programm bis: ???
Für alle ab 13 Jahren geeignet

Dienstag, 05.02.2008

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