Donner und Blitz - kultur 50 - Oktober 2008

Sanftes Sommergewitter - Donner und Blitz von Georges Courteline in der Pathologie

Merkwürdigerweise haust der französische Lustspielautor Georges Courteline (1858 – 1929) beim deutschsprachigen Theater eher in der dramatischen Abstellkammer. Neben seinen erfolgreicheren Kollegen Feydeau und Labiche gehört er zu den Vorläufern des absurden Theaters. Rund hundert kurze Dramen über den alltäglichen Wahnsinn hat er hinterlassen.
Die bürgerliche Ehe nahm dabei begreiflicherweise einen Ehrenplatz ein.
„Schlafzimmer-Gotesken“ nennt der Regisseur Christoph Pfeiffer seine unter dem Titel Donner und Blitz zusammengefassten sieben Einakter, die vom ersten paarungswilligen Nahkampf beim Frühlingspicknick im Park bis zum Finale am Lebensabend das Motto von Woody Allen beweisen: „Die Ehe ist dazu da, die Probleme zu lösen, die man alleine nicht hätte.“ Das Doppelbett dafür hängt an der Wand, stürmische Bettgeschichten zwischen René (Christoph Pfeiffer) und Irma (Maren Pfeiffer) bleiben trotzdem ausgespart. Die kleinen, tiefschwarzen Gemeinheiten der Gemeinsamkeit der Jahrzehnte dazwischen – witzig avisiert von Monsieur Le Trois (Thomas Dreier) – bestimmen den Rhythmus einer unschlagbar glücklichen Ehe. Die „ganz natürliche Angst vor Schlägen“ lässt René zwar schon mal ziemlich klein mit Hut aussehen. Irma kriegt bei fremden Haaren auf dem Revers des Gatten Haare auf den Zähnen und wird bei einer hübschen männlichen Uniform noch lange nicht schwach, sondern greift notfalls beherzt zur Flinte. Sie ist die Stärkere im schrägen Duett der nächtlichen Auseinandersetzungen. Quasi der weibliche Blitz, dem das männliche Donnergrollen (bei Christoph Pfeiffer, mit Maren Pfeiffer privat nicht verwandt, klingt es eher nach Wiener Schmäh als nach Pariser Temperament) als meteorologisches Echo folgt. Courtelines Wind des Irrsinns weht als laues Sommerlüftchen durch die Pathologie der bürgerlichen Ehe. Ist aber hinterhältig wie Winterstürme, die bekanntlich jeden Wonnemond übel zurichten. Ein witziges Geschenk zu Courtelines 150. Geburtstag ist Donner und Blitz gewiss. E. E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 1 Std., keine Pause
Im Programm bis: ?????
Nächste Vorstellung: 03.10.08

Dienstag, 10.02.2009

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