Das Portrait der Donna T. - kultur 50 - Oktober 2008

Doppelspiel - Das Portrait der Donna T. von Ana-Maria Bamberger im Euro Theater Central

Die Autorin zeigte sich sehr begeistert von der Uraufführung ihres vierten Stückes im Euro Theater Central. Das Portrait der Donna T. wurde von Radio Bukarest bereits als Hörspiel produziert, erhielt 2007 den UNITER-Preis, die höchste Auszeichnung im rumänischen Theater, und wird am 11. Oktober in Bukarest seine offizielle rumänische Premiere feiern.
Portraits erzählen Geschichten – sowohl über die portraitierte als auch über die portraitierende Person. Die in Bukarest geborene, im Hamburg lebende Medizinerin und Theaterautorin Ana-Maria Bamberger trägt in ihrem Portrait der Donna T. Szene für Szene Bildnis-Schichten ab, während gleichzeitig ein vielschichtiges Bild entsteht. Die Rolle der Donna T. ist Olga Tudorache, der Grande Dame des rumänischen Theaters, auf den Leib geschrieben, was für jede andere Darstellerin eine Herausforderung ist. Liesel Hambach, in der Ära Pempelfort zeitweise auch am Bonner Stadttheater engagiert und zum ersten Mal am Euro Theater zu erleben, löst sie glänzend ein. Der Kölner Regisseur Stefan Krause, kurzfristig für die Inszenierung eingesprungen und ebenfalls zum ersten Mal am Euro Theater, gibt beiden Figuren dieser Studie über die Wirklichkeit der Erinnerungen große Entwicklungs-Spielräume. Das Portrait der gealterten, einsamen Schauspielerin Donna T. entsteht hier nicht als starres Bild, das der eine Generation jüngere Marius David für einen geheimnisvollen Auftraggeber schaffen soll. Er fängt sie live mit einer Videokamera ein und wird selbst zum Regisseur ihrer Geschichten. Knud Fehlauer ist nicht der Stichwortgeber der Diva, sondern ein gleichberechtigter Mitspieler in seinem eigenen Film. Oft wird das Bühnengeschehen (als Kulisse in der Blackbox reichen neun bewegliche weiße Polsterwürfel) direkt über die große Leinwand im Hintergrund perspektivisch verschoben, manchmal betrachten die beiden das kurz zuvor gedrehte Material. Mit diesem klugen Kunstgriff gelingt es Krause, das Inszenierte in der Begegnung zweier Künstler ständig bewusst zu halten.
Donna T. ist von der ruhmreichen Theaterkarriere inkl. diverser Gatten und Liebhaber nicht viel mehr geblieben als Whisky. An den ersten Sätzen eines neuen Stücks (wörtlich ein Song von Leonhard Cohen, der die ganze Story des Dramas bereits enthält) probt sie noch einmal ihre alte Virtuosität. Auch in ihrem Verhältnis zu Marius bleibt immer ein Rest Theater: Alles ist Spiel; in jeder noch so privaten Szene ist die Zurschaustellung mitgedacht. Möglicherweise ist sogar der Sohn André, im selben Alter wie Marius, nur eine Kopfgeburt. Vielleicht ist die geheimnisvolle durchwachte Nacht nur ein sehr gegenwärtiges Spiel mit leidenschaftlichen Erinnerungen.
Den Rest der Geschichte kann man getrost Freud überlassen. Sehenswert bleibt, wie Liesel Hambach und Knud Fehlauer aus Lebenslügen ein spannungsreiches Doppelportrait erschaffen. E.E.-K.

Aufführungsdauer: ca. 1 Std., keine Pause
Im Programm bis: ?????
Nächste Vorstellung: 01.10.08

Dienstag, 10.02.2009

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.



Letzte Aktualisierung: 29.03.2024 12:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn