Vallgren, Carl-Johan: Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe

kultur Nr. 17 - 5/2005

Im Jahre 1813 werden in einer stürmischen Winternacht in einem Bordell in Königsberg zwei Kinder geboren, ein gesundes Mädchen und ein missgestalteter Knabe. Beide wachsen miteinander auf, teilen alles, haben sich lieb und werden erst getrennt, als das Bordell geschlossen wird. Der Knabe, Hercule, taubstumm und ein Zwerg, besitzt die Fähigkeit, die Gedanken anderer Menschen zu erkennen und zu lenken. Sein ungeheurer Lebenswille rettet ihn aus vielerlei Nöten. Er gelangt nach Rom und Liverpool, schließlich auch nach Berlin, entkommt den Fängen der wiederbelebten Inquisition und findet schließlich bei einem Wanderzirkus und dessen Direktor Freundschaft und ein Zuhause. Dank seiner Fähigkeiten wird er zur Hauptattraktion, lernt die Ideen des Sozialismus kennen und begegnet Kunst und Literatur.
Immer aber sucht er nach seinem ”Zwilling”, Henriette Vogel, von der er überzeugt ist, dass sie lebt, ihn liebt und sucht.
Sein Leben ist ebenso ungewöhnlich wie spannend und zutiefst berührend (und angeblich authentisch), er wird 101 Jahre alt und die klugen Ärzte, die seine Leiche obduzieren, erkennen und ”beweisen” erstaunt, dass er nach medizinischem Ermessen eigentlich gar nicht hätte lben können.
In Amerika gibt es eine Insel vor der Küste von Massachusetts namens Martha’s Vineyard. Dort lebten Gehörlose, die, da sie untereinander heirateten, weitgehend gehörlos und ”unter sich” blieben. Hercule hatte vier Kinder und zwei seiner späten Nachkommen erzählen im Jahr 1994 in Briefen, was sie über ihn und seine Geschichte und über die ”ungeheuerliche Liebe” zu und mit Henriette Vogel, die ihn ja stets erfüllt hat, wissen und erfahren haben.
So entstand ein ganz ungewöhnliches Buch, das es lohnt, öfter als einmal gelesen zu werden.

Carl-Johan Vallgren:
Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe,
Insel,
gebunden,
Juli 2004,
376 S.,
19,80 €.

Mittwoch, 05.01.2011

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