Uris, Leon: Exodus / Haddsch; Greiner, Margret: Miss, wie buchstabiert man Zukunft?

kultur Nr. 16 - 4/2005

Jeden Tag liest man in der Zeitung, hört man in den aktuellen Nachrichten von Attentaten, Bombenanschlägen, Toten in Israel, in Palästina. Fast über-hört man es schon, da so alltäglich, es scheint nie aufzuhören. Aber warum ist das so? Warum ist dieser Hass anscheinend unüberwindlich, warum gibt es keinen Frieden im Nahen Osten, im - von uns so genannten - Heiligen Land? Wie kann man eigentlich leben mit der ständigen Angst oder - wie man es auch ausdrücken könnte - wie kann man leben auf dem Pulverfass, tanzen auf dem Vulkan, lieben und lachen auf einer Erde, die minütlich beben und alles zerstören kann? Was steht hinter den Worten Palästina und Israel, Juden und Araber, was trennt sie und verhindert einen Frieden, von dem eigentlich alle profitieren könnten?
Bücher, von denen ich bisher erzählte, waren immer Neuerscheinungen. Neulich kam ich auf die Idee, Ihnen einmal ganz alte, aber hochmoderne Bücher vorzustellen. Das war das für mich Faszinierende, Traurige und Erschütternde: alt und hochmodern. Erschienen vor 25 Jahren - in unserer schnelllebigen Zeit ist das uralt (und kommen Sie mir jetzt nicht mit Goethe). Ich meine die beiden Bücher von Leon Uris, ”Exodus” und ”Haddsch”, in denen er in Romanform die historischen Fakten der Gründung des Staates Israel nach dem 2. Weltkrieg schildert, als die Juden, die den Holocaust, den Nazi-Terror und die Konzentrationslager überlebt hatten, denen nichts mehr Angst machte, nachdem sie in der Hölle gewesen waren, eine neue Heimat, einen legitimen Staat suchten, in den und zu dem sie gehören durften. Englands negative Rolle bei diesem Bestreben ist weithin vergessen. Wenn Sie heute nach Zypern in Urlaub fahren, werden Sie von den dortigen KZs nichts mehr sehen - ob das gut ist? Es wäre gut, wenn es gut wäre, aber leider ist es das nicht, siehe mein Anfang ”jeden Tag liest man und hört man...”
Die Bücher, die ich gerade noch einmal gelesen habe, die eine mögliche Antwort geben auf die Frage ”Warum?”, sind noch lieferbar im Taschenbuch und absolut empfehlenswert, spannend zu lesen wie Krimis, aber unvergleichlich nachhaltiger.
Und dann kam 2003 das Buch ”Miss, wie buchstabiert man Zukunft?” von Margret Greiner auf den Markt - fast 30 Jahre nach Uris. Sie ging mit ihrem Mann, der eine Gastprofessur in Israel bekam, dorthin und fand eine Stelle als Deutschlehrerin an einer Schule in Ost-Jerusalem. Was sie schildert über ihr Leben und ihre Erfahrungen in Ost- und West-Jerusalem im Jahre 2003, es ist für mich fast eine Fortsetzung der o.g. ”uralten” Bücher eines amerikanischen Schriftstellers. Warum gibt es keinen Frieden, warum kann es keinen geben? Araber und Juden - festgefahrene Traditionen und innovative Intelligenz - Allah und Gott der Christen, der als Jude geboren wurde... Wo gibt es ein Thema, das uns nähergeht und auch in unseren Alltag wieder und wieder Einzug hält, von Religion und Glauben ganz abgesehen?

Leon Uris:
Exodus - Das große Epos um die Gründung Israels,
Heyne,
Taschenbuch, April 1998,
844 S.,
9,95 €.

Leon Uris:
Haddsch,
Knaur,
Taschenbuch, August 1998, 573 S.,
9,90 €.

Margret Greiner:
Miss, wie buchstabiert man Zukunft? - Als deutsche Lehrerin in Jerusalem,
Piper,
Taschenbuch,
Oktober 2004,
252 S., 9,90 €.

Mittwoch, 05.01.2011

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