Turovski, Jan: Berni, Bastian und Therese

kultur 88 – Juli 2012

Auch kleine Bücher möchten gerne groß werden, berühmt, erfolgreich, sogenannte Bestseller. Oft denke ich, wenn ich die Bücherstapel in den Läden sehe, wie viele Hoffnungen, Arbeit und Mühe, Erwartungen und Zeit, ja auch Herzblut und Leidenschaft hier versteckt sind – und schließlich: wie viele Enttäuschungen...
Hier also ist so ein kleines Buch, 150 Seiten. Darin lebt unsere kaum vergangene Geschichte, und sie ist wahr. Der Großvater des Autors Jan Turovski hat sie aufgeschrieben in ein schmales Heft, das er kurz vor seinem Tod dem Enkel übergab. Es enthält ein Tagebuch der letzten drei Monate des 2. Weltkrieges und der ersten drei Monate danach, es ist minutiös geführt mit Angaben von Straßen und Firmen in der damals so überschaubar kleinen Stadt Godesberg. Man wird ein wenig suchen müssen, um sie heute wiederzufinden, aber sie wird sehr lebendig, und die Zeit damals, voller Angst und Gewalt – und schließlich Erleichterung, als der unselige Krieg zu Ende ist, berührt immer noch. Der debile Berni, der stattliche 70-jährige Bastian, die traurige Antonia, die drei Söhne verlor, und die junge Therese, sie bevölkern als Hauptpersonen die Szene, die endet in Hoffnung, denn sie erwartet ein Kind.
Mehr verrate ich nicht, das kleine Buch möchte ja groß werden und dazu braucht es Leser... Ich aber verabschiede mich von Ihnen in die Sommerpause, wünsche Ihnen eine gute Zeit und freue mich auf ein Wiedersehen- und lesen.
Ihre Rita Hoffmann

Jan Turovski
Berni, Bastian und Therese

Bouvier Verlag,
150 Seiten gebunden,
19,50 €.

Dienstag, 06.11.2012

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