Gesthuysen, Anne: Wir sind doch Schwestern

kultur 96 – Mai 2013

Gertrud wird hundert, das muss gefeiert werden!
Sie war Lehrerin und lebt in Xanten, noch allein. „Das kann nicht mehr lange gut gehen”, denkt Katty, und will sie zu sich auf den Bauernhof holen. Einfach wird das nicht: Die Jüngere ist immer von der Älteren gemaßregelt worden und wird es weiterhin; aber sie sind doch Schwestern!
Katty ist erst 84, hat auch nie geheiratet, aber ihr Leben lang den einen einzigen Mann geliebt, ihren Bauern, der ein begeisterter und angesehener Kommunal-Politiker war, damals, als die junge Bundesrepublik entstand...
Und dann gibt es noch Paula, gerade 98 und fast blind; sie lebt bei ihrer Tochter, ist lustig und zufrieden und war und ist stets bemüht, zu vermitteln, wenn die beiden anderen sich mal wieder in die Haare gerieten und natürlich immer noch geraten! Sie sind doch schließlich Schwestern!
Und es wird dann auch ein schönes Fest, der 100. Geburtstag von Gertrud.
Eigentlich waren sie ja ein paar Tage vorher gekommen, um ihre Zukunft zu planen! 282 Jahre zählen sie zusammen, was ist da schon noch viel mit Zukunft? Und so versinken sie denn auch meist in ihrer jeweiligen Vergangenheit und sprechen manchmal, zu zweit oder auch zu dritt, über Geheimnisse und Begebenheiten, über die ein Leben lang geschwiegen wurde.
Hundert Jahre, was ist alles geschehen in dieser Zeit; auch am Niederrhein gingen zwei Kriege und ein Weltuntergang nicht unbemerkt vorüber.
Die Autorin, deren drei Großtanten die Vorbilder für den Roman sind, erzählt munter eine Geschichte, scheinbar ganz unspektakulär, vom flachen Land, wo Reformen und Veränderungen sehr schwer und langsam bemerkt werden.
Ihre Sympathie – und damit auch die der Leser – gilt allen drei Schwestern, die so verschieden sind wie ihre Schicksale.
Übrigens hat Gertrud noch viermal „danach“ ihren Geburtstag gefeiert bei ihrer Schwester auf dem Bauernhof am Niederrhein!

Dienstag, 12.11.2013

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