Geiger, Arno: Der alte König in seinem Exil

kultur Nr. 77 - Juni 2011

Wenn ich, wie es manchmal vorkommt, einem gerade gelesenen Buch ein einziges Wort als „Prädikat“ geben soll, so fiele mir hier spontan „behutsam“ ein.
Es geht bei dem neuen Buch des Österreichers Arno Geiger, der vor zwei Jahren Träger des deutschen Buchpreises war, um die Beziehung eines Sohnes zu seinem demenzkranken Vater.
Dies ist, wie mir scheint, ein häufiges Thema zur Zeit. Das Buch ragt hervor, weil – und mir fällt wieder nur das Wort „behutsam“ ein – zwar die traurige Geschichte sichtbar wird, aber gewissermaßen zwischen den Zeilen und hinter den Worten.
Die fortschreitende Krankheit, die zunehmende Hilflosigkeit, die schließlich in der Einlieferung in ein Heim gipfelt, endet nicht mit dem Tod des Vaters.
Leichthin erzählt der Sohn auch von der Herkunft des Vaters, der ein armer Arlberger Bauernbub war, von seiner eigenen Jugend, der
unglücklichen Ehe der Eltern, von der Schwierigkeit zu begreifen, was da geschieht mit einem Menschen, den man zu kennen glaubte, der einen plötzlich nicht mehr erkennt, der fortgeht in sich selbst, obwohl er scheinbar noch da ist.
Arno Geiger schrieb ein kleines leises, tief berührendes Buch.
Ich bin sehr gespannt, ob es in unserer so lauten Zeit und trotz des prominenten Namens des Autors wahrgenommen wird.

Arno Geiger
Der alte König in seinem Exil
Hanser,
Februar 2011
192 Seiten, gebunden
17,90 €

Donnerstag, 19.01.2012

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