Echlin, Kim: Der verschollene Liebhaber

kultur Nr. 61 - Dezember 2009

Ein blöder Titel für dieses schöne, poetische, ernsthafte liebevolle Buch. Wer vermutet dahinter schon die grausame allseits bekannte, aber weitgehend unbekannte Geschichte Kambodschas mit dem Völkermord der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts, bei dem 2 Millionen Menschen starben, und dem Bürgerkrieg während der vietnamesischen Besatzung 1979 – 1989? Er ist die Grundlage einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte, die in Montreal beginnt, als Anne 16 ist und ihr Herz für immer verliert an Serey, den jungen Mann aus dem fernen Kambodscha, mit dem sie die Begeisterung für Blues teilt und durch den sie zur Frau erwacht. Er verlässt sie, um – als die Grenzen geöffnet werden – in seine Heimat zurück zu gehen und nach seiner Familie zu suchen. 10 Jahre lang hört sie nichts von ihm, sie vergisst ihn nie, studiert, lernt Sprachen, auch die seine: Khmer.
Schließlich, mit 27, geht sie nach Kambodscha, da sie glaubt, ihn im Fernsehen bei einer ­Demon­­­-
s­­tration­ gesehen zu haben, um ihn zu finden.
Seine Briefe haben sie nie erreicht, ihr Vater war gegen die Verbindung.
Tatsächlich gelingt ihr das scheinbar Unmögliche, sie findet ihn, sie sind glücklich, leben zusammen, erwarten ein Kind, aber Krieg und Terror überschatten das Land, und Sereys geheimnisvolle Arbeit steht zwischen ihnen. Er kämpft im Widerstand gegen die Regierung. Ihr Kind kommt tot zur Welt, der Mann wird kurz darauf verhaftet und ermordet, sie des Landes verwiesen, zwangsweise nach Kanada geflogen. Dort erzählt sie dreißig Jahre später diese Geschichte, erzählt sie ihm, dessen Stimme sie immer noch hört, den sie ein Leben lang nicht vergessen konnte, ihre einzige große Liebe.

Der verschollene Liebhaber
Roman von Kim Echlin,
Gustav Kiepenheuer,
September 2009,
263 Seiten, gebunden, 19,95 €.

Mittwoch, 05.01.2011

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