Decker, Kerstin: Mein Herz – Niemandem. Das Leben der Else Lasker-Schüler

kultur 66 – Mai 2010

Sie gilt als die bedeutendste deutsche Dichterin des 20. Jahrhunderts.
Sie war befreundet mit Gottfried Benn und Georg Trakl und Franz Marc und vielen anderen.
Sie war zweimal verheiratet und hatte einen Sohn, der mit seinem Leben so wenig zurechtkam wie sie mit dem ihren. Er starb jung und hat ihr viel Kummer bereitet.
Sie lebte immer ein wenig auf der Überholspur, genial und etwas verrückt.
Sie zeichnete und malte, schrieb Theaterstücke und vor allem Gedichte, sie hatte nie Geld, war oft krank und wurde dennoch 76 Jahre alt.
In Wuppertal kam sie zur Welt als Kind jüdischer Eltern, sie hat immer an „Elberfeld“ gehangen, auch wenn sich ihr abwechslungsreiches Leben abspielte zwischen Berlin und Zürich und Israel, wo sie gestorben ist und auf dem Ölberg begraben wurde.
Sie stand im Zentrum eines Aufbruchs, der alle Bereiche der Kunst umfasst.
Sie war eine Kämpferin, die niemals aufgab, sie hatte es nie leicht, mit sich nicht und nicht mit anderen, sie wurde geliebt, geschätzt, ja verehrt.
Es gelang ihr nie, ein „bürgerliches“ Dasein zu führen. Ob sie es wohl wollte?
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich habe von Else Lasker-Schüler kaum mehr gewusst als den Namen.
Diese Biografie von Kerstin Decker, die bekannt wurde mit Büchern über Heine und Modersohn-Becker, hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Ob es an der schillernden Persönlichkeit der Dichterin liegt oder an der leichthändigen Schreibkunst der Biografin? Oder an beiden zu gleichen Teilen? Und auch an der Zeit, in der sie lebte, die uns noch so nah ist und doch schon kaum fassbare Vergangenheit?
Else Lasker-Schülers Phantasie, ihr Genie, ihre Tragik und Einsamkeit, ihre vielseitige Begabung, werden hier so lebendig, als hätte man sie gekannt, auch wenn man nicht zu ihren Freunden zählen würde.

Mein Herz – Niemandem. Das Leben der Else Lasker-Schüler von Kerstin Decker,
Propyläen, Oktober 2009,
473 Seiten, gebunden, 22,90 €.

Das Rätsel der Masken
- von Elia Barceló,
Piper Verlag ,
August 2006,
528 S.,
gebunden, 22,90 €.

Donnerstag, 19.01.2012

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