Bánk, Zsuzsa: Die hellen Tage

kultur 80 – November 2011

Das ist ein sehr leises, sehr schönes Buch über die Kindheit dreier Freunde.
Zsuzsa Bánk versteht es, zu erzählen, indem sie nichts ausdrückt und alles sagt. Das
ist eine große Kunst.
Das winzig kleine Dorf in der Nähe von Heidelberg wird ebenso lebendig wie die große Stadt Rom. Alle Jahreszeiten entfalten ihren ganz eigenen Zauber, der sich wiederholt, ohne sich jemals zu gleichen.
Evi, die zentrale Hauptfigur und Mutter von Aja, die nicht lesen und schreiben kann, aus einem fremden Land (wohl Ungarn vor der Wende) hier gestrandet ist, voller Herzenswärme und Lebensmut, ist von bleibender Wirkung auch auf die Leser.
Väter finden nicht oder kaum statt. Ajas Vater kommt einmal im Jahr zu Besuch aus der fernen Welt jenseits des Ozeans, er ist Trapezkünstler. Der Vater von Seri, die die Geschichte erzählt, starb kurz nach ihrer Geburt. Karls Eltern sind verstummt, als sein kleiner Bruder verschwand und nie wiederkam.
Der Tod hat seinen Platz in ihrem Leben, aber das wird ja erst noch beginnen, wenn die hellen Tage der Kindheit vorbei sind, wenn sie erwachsen werden und zurückschauen, wenn alle Geheimnisse aufgedeckt sind und alle Schuld vergeben.
„Die dunklen Tage“, sagt Evi, „geben wir an das Schicksal zurück.“ Wenn das nur so einfach wäre, nicht wahr? Die drei finden ihren Weg, sie bleiben Freunde und die hellen Tage werden immer ihr gemeinsamer Schatz bleiben, auch wenn nichts mehr so geblieben ist, wie es einmal war.
Scheinbar geschieht nichts in diesem Buch, aber Sie verfolgen es über 500 Seiten lang und es wird noch lange nachklingen, glauben Sie mir!



Die hellen Tage
von Zsuzsa Bánk
Fischer, Februar 2011,
gebunden, 544 Seiten,
21,95 €

Donnerstag, 11.10.2012

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