Allende, Isabel: Die Insel unter dem Meer

kultur 72 – Januar 2011

Es ist das Totenreich, diese „Insel unter dem Meer“, und die Bevölkerung von Hawaii des Jahres 1770, als Marie Antoinette Königin von Frankreich wurde, lebt mit diesem Wissen und glaubt daran wie an das sichtbare Leben.
Auch Tété, eine kleine Sklavin, 9 Jahre jung, gerade wird sie als Dienstmagd verkauft, kennt schon das Geheimnis der Insel.
Es ist Tétés Leben, das Isabel Allende erzählt, zugleich mit der Geschichte der historischen Sklavenaufstände in der Karibik. Es geht hier um Zuckerrohr – und nicht um Baumwollfelder, aber die Qual und unmenschliche Ungerechtigkeit, die die eingeborenen Bevölkerung aufgrund der weißen „Herrenrasse“ erleiden muss, die sich erhaben dünkt über die „seelenlosen“ braunen Menschen, die sie kauft und verkauft wie Tiere und auch nicht viel höher achtet, sind die gleichen Begebenheiten wie man sie aus den amerikanischen Südstaaten kennt.
Es ist ein prallvoller Roman, der sich nicht in wenigen Zeilen erzählen lässt, ein Schmöker, ein Kolossal-Gemälde, ein Buch voll Herz und Schmerz, voll Traurigkeit und unzerstörbarer Lebensfreude. Man legt es ungern aus der Hand, wenn man auf Seite 552 angelangt ist, aber die intensive Bekanntschaft mit einer fernen fremden Welt und einer tapferen Frau, die man 30 Jahre lang begleitet hat und bewundern muss, tröstet, denn sie hat es am Ende doch erreicht, glücklich und zufrieden zu sein.
Kein literarisches Meisterwerk, aber ein wunderschöner Begleiter durch ein langes Wochenende, ich habe es gern „für Sie“ ausgelesen.

Die Insel unter dem Meer
von Isabel Allende
Suhrkamp, August 2010,
557 S., gebunden,
24,90 €

Donnerstag, 16.01.2014

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