Zwölftontechnik

kultur Nr. 23 - Januar 2006

Die Zwölftontechnik ist eine von Arnold Schönberg entwickelte Kompositionsmethode, welche die herkömmliche Komposition von Musikstücken in Dur- und Molltonalität ersetzen sollte. Entstanden ist diese Technik aus der so genannten ”Emanzipation der Dissonanz”. Die Komponisten der Spätromantik, beispielsweise Gustav Mahler, setzten in ihren Werken bereits Dissonanzen ein, die sie nicht auflösten. In der Verwendung der Dur- und Molltonalität besagt ein Grundgesetz, dass Dissonanzen aufgelöst werden müssen. Das bedeutet, dass eine ”schräg” klingende Kombination von Tönen in einen ”Wohlklang” überführt werden muss. Die Emanzipation der Dissonanz führte zu einer gewissen Regellosigkeit innerhalb der Musik. Diesem Zustand wirkte Schönberg mit seiner neu entwickelten Zwölftontechnik entgegen.
In dieser Kompositionsmethode werden die zwölf Halbtöne innerhalb einer Oktave (beispielsweise von c nach c') in einer vom Komponisten festgelegten Reihenfolge notiert. Die zwölf Halbtöne in dem gewählten Beispiel heißen c, cis, d, dis, e, f, fis, g, gis, a, ais, h. Der Komponist legt nun beispielsweise fest, dass diese Töne in der Reihenfolge f-a-cis-d-e-ais-fis-h-dis-g-c-gis erklingen sollen. Von dieser ”Reihe” (so der Fachbegriff) gibt es drei Ableitungen: ihr Krebs (die Reihe wird nicht von links nach rechts, sondern von rechts nach links gelesen), ihre Umkehrung (vom gleichen Anfangston ausgehend werden die Abstände zwischen den Tönen (Intervalle) in die umgekehrte Richtung weitergeführt, Intervalle die aufwärts gehen, werden nun abwärts geführt) und ihre Krebsumkehrung (die Umkehrung wird im Krebs gelesen). Ehe derselbe Ton einer solchen Reihe innerhalb eines Musikstücks erneut erklingt, müssen erst alle anderen Töne der Reihe erklungen sein. Darüber hinaus sind noch Transpositionen dieser Reihen erlaubt, d.h. in dem oberen Beispiel fängt die Grundreihe nicht mit c, sondern mit dis an, die Abstände zwischen den Tönen bleiben aber dieselben. Aus diesen Regeln ergeben sich 48 verschiedene Erscheinungsformen einer Reihe.
Diese Regeln wurden später zur so genannten seriellen Technik erweitert, indem sie auch auf weitere Merkmale einer Tonqualität übertragen wurden: die Dauer einer Note, ihre Lautstärke, Klangfarbe und Artikulation.
Die Entwicklung der Zwölftontechnik hat die moderne zeitgenössische Musik maßgeblich beeinflusst. Durch die Auseinandersetzung mit dieser Kompositionsmethode entstanden neue Auffassungen von Musik, die sich u.a. in Werken von Olivier Messiaen, Karlheinz Stockhausen, Yannis Xenakis und Pierre Boulez ausgewirkt haben. E.H.

Dienstag, 25.02.2014

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