Zweite Wiener Schule

kultur 33 – Januar 2007

Mit der so genannten Zweiten Wiener Schule oder auch Neuen Wiener Schule ist ein Komponistenkreis zu Beginn des 20. Jahrhunderts gemeint, der sich um Arnold Schönberg gebildet hat. Den Kern dieser Schule bilden gemeinsam mit dem Lehrer die beiden Schüler Anton Webern und Alban Berg.
Untrennbar verbunden mit dieser Schule ist die Anwendung einer neuen Kompositionsmethode, welche die Grundlage für alle weiteren Entwicklungen der modernen Musik bildete. Etwa um 1920 entwickelte Schönberg die „Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“, die so genannte Zwölftontechnik.
Die Krise der traditionellen Harmonik, die bereits in Richard Wagners "Tristan" begonnen hatte, führte in der Folge zur Auflösung des Dur-Moll-Systems. In der Phase der sogenannten „freien Atonalität“ wird der qualitative Unterschied zwischen Konsonanz und Dissonanz aufgehoben; alle Zusammenklänge sind gleichberechtigt. Akkorde und melodische Bildungen orientieren sich nicht mehr am Dur-Moll-System, sondern werden frei gebildet. Um einer Beziehungs- und Regellosigkeit der Musik entgegenzuwirken, entwickelte Schönberg die Zwölftontheorie. Diese Methode geht von den zwölf gleichberechtigten Halbtönen einer Oktave aus und legt fest, dass keiner von ihnen wiederholt wird, ehe die elf anderen erklungen sind. Eine Zwölftonreihe regelt die melodischen und harmonischen Beziehungen eines Stücks. Von dieser Grundreihe, welche die Aufeinanderfolge der zwölf Töne festlegt, werden drei weitere Reihen abgeleitet (durch Umkehrung, Krebs und Krebsumkehrung), die dann insgesamt den Zusammenhang und die Gesetzmäßigkeit des Stückes gewährleisten. Später kommen dann kompliziertere Verfahren hinzu.
Wann der Name Wiener Schule aufkam, lässt sich nicht mehr genau feststellen; sicher ist jedoch, dass er von den Komponisten selbst verwendet wurde. „Wir von der Wiener Schule“ pflegte Berg zu sagen; und in einem Brief an Webern kann man lesen: „Mehr als je spür ich jetzt wieder die Zusammengehörigkeit von gerade uns Dreien - trotz der selbstverständlichen Distanz.“
Spricht man von der Zweiten Wiener Schule, so um sie von der Ersten Wiener Schule um die Komponisten Georg Christoph Wagenseil, Georg Matthias Monn u.a. zu unterscheiden. Diese setzten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der als pompös empfundenen Barockmusik einen neuen, empfindsamen Stil entgegen. In dieser Wiener Schule klingen bereits Stil und Harmonie der späteren Klassik an. E.H.

Dienstag, 25.02.2014

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