Trautonium

kultur Nr. 26 - April 2006

Das Trautonium ist eines der ersten elektrischen Musikinstrumente. Es ist benannt nach seinem Erfinder Friedrich Trautwein (1888-1956), der das Instrument 1930 fertig stellte. Trautwein war Ingenieur und Akustiker und lehrte an der Technischen Hochschule in Berlin, seit 1945 in Düsseldorf.
Das Instrument beruht auf folgender Konstruktion: Über eine lange Metallschiene wird ein Widerstandsdraht gespannt. An diesem Draht sind eine Glimmlampe und eine Röhre angeschlossen. Die Stelle, an welcher der Widerstandsdraht die Schiene beim Spielen berührt, bestimmt die Gitterspannung der Glimmlampe. Damit ändern sich die Frequenz der so genannten "Kippschwingung" und auch die Tonhöhe.
Mit dem Trautonium wird ein sehr obertonreicher Klang erzeugt. Elektrische Klangwelten lassen sich ohne Mikrofon direkt ins Rundfunknetz einspielen. Eine kleine Serie von Trautonien wurde von der Firma Telefunken gebaut.
Der Klangfarbenreichtum dieses Instruments begeisterte viele zeitgenössische Komponisten. Paul Hindemith komponierte als erster Werke für dieses Instrument: "4 Stücke für 3 Trautonien" (1930), "Konzertstück für Trautonium und Streichorchester" (1931) und "Langsames Stück und Rondo für Trautonium" (1935). Weitere Kompositionen für dieses Instrument stammen beispielsweise von Harald Genzmer (zwei Konzerte mit Orchester (1937 und 1952)) und Carl Orff (Entrata 1954).
Oskar Sala (1910-2002), der bei Paul Hindemith in Berlin Komposition studierte, entwickelte das Trautonium weiter zum mehrstimmigen Mixturtrautonium. Mit seiner Vielzahl von Akkord- und Klangmischungen eroberte sich das Mixturtrautonium einen bedeutenden Platz unter den Musikinstrumenten der Theater-, Hörspiel- und Filmmusik. Oskar Sala komponierte für den Thriller "Die Vögel" von Alfred Hitchcock sämtliche Vogelgeräusche auf diesem Instrument.
Eine parallele Entwicklung zum Trautonium stellt das Hellertion von 1928 dar, dessen verbesserte Version das Heliophon ist. Dieses Instrument wird über zwei Manualklaviaturen gespielt. Mit dem Synthesizer knüpft die Industrie nach 1965 an die Tradition des Trautoniums und Heliophons an. Diese Art der elektronischen Klangerzeugung ist heutzutage aus der Rock- und Popmusik nicht mehr wegzudenken und somit grundlegend für weite Teile der Musikbranche. E.H.

Dienstag, 25.02.2014

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