Da-Capo-Arie

kultur Nr. 27 - Mai 2006

Eine Arie (von altfranzösisch air, bzw. italienisch aria "Weise, Luft") ist ein solistisch vorgetragenes Gesangsstück mit Instrumentalbegleitung. Als Strophenlied kommt die Arie auch in der frühen Oper in Italien zum Einsatz und wird zum festen Bestandteil der Gattung. In ihr drückt eine handelnde Person der Oper ihre Gefühle und Reaktionen auf die gegenwärtige dramatische Situation aus.
Die Da-Capo-Arie wird zur Blütezeit der Neapolitanischen Oper unter A. Scarlatti (1660 - 1725) zur Hauptarienform des Barock. Fast alle Arien Bachs und Händels sind Da-Capo-Arien.
Die Form der Da-Capo-Arie besteht aus einem Hauptteil A, dem ein zweiter Teil B folgt. Daran anschließend wird Teil A wiederholt (da capo: lat.-ital. "vom Kopf an"). Nur die beiden ersten Teile sind notiert (A und B) mit der abschließenden Anweisung da Capo al Fine. Teil A ist in der Regel der fundierende und stabile Formteil, Teil B hat Kontrastfunktion. Im Verlauf des wiederkehrenden Teils A zeigte der Sänger seine Virtuosität durch Ausschmücken des musikalischen Materials mit Läufen, Trillern und anderen Formen der Verzierung. Die Form der Da-Capo-Arie wird daher mit dem Schema A-B-A' verdeutlicht. Die Texte der Arien sind in der Regel nach einem poetischen Schema mit regelmäßigem metrischen Versbau geschrieben und verwenden Endreime. Der Text des Eröffnungsabschnittes ist normalerweise in sich geschlossen, der Mittelteil entwickelt den Gegenstand in neuer Weise oder fügt eine weitere Bewegung der Gefühle mit einer unabhängig gereimten Strophe hinzu.
Da die Da-Capo-Arie durch die Wiederholung der ersten Strophe die Handlung der Oper nicht weiterführen kann, ist diese Aufgabe dem Rezitativ überlassen. Das Rezitativ ist ein gesungenes "Gespräch", in dem die Musik weniger metrisch gebunden ist und den Sängern die Freiheit lässt, die Worte mit wechselndem Tempo und wechselnden Tonfällen auszudrücken.
Um den Fluss der Handlung zu erhalten, änderte Gluck beispielsweise in "Orfeo ed Euridice" die bisher übliche Verbindung von Rezitativ und Arie. Er verwendete das vom Orchester begleitete Rezitativ (Accompagnato-Rezitativ) und verknüpfte es motivisch mit der darauf folgenden Arie. Die Arie reformierte er zu einem schlichten, liedhaften Gebilde mit natürlichem Textausdruck. Die tragische Spannung der Geschichte trat dadurch in den Vordergrund; eine stilisierte Pathetik lehnte Gluck ab. Ein wunderbares Beispiel hierfür ist die gewaltige Klage des Orpheus "Che farò senza Euridice?" (Was soll ich tun ohne Eurydike?), nachdem Eurydike zum zweiten Mal dahingesunken ist. E.H.

Dienstag, 25.02.2014

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