van Beethoven, Ludwig (1770 -1827)

kultur Nr. 28 - Juni 2006

Der in Bonn geborene Komponist war der älteste überlebende Sohn des Tenorsängers an der Kurfürstlichen Kapelle Johann van Beethoven und der Witwe von Johann Leym, Maria Magdalena Keverich. Beethovens Großvater Louis van Beethoven war bereits Sänger (Bass) und Kapellmeister an der Kurfürstlichen Kapelle in Bonn gewesen. Ludwig van Beethovens offensichtliche musikalische Begabung wurde daher früh gefördert und er trat bereits mit sieben Jahren öffentlich am Klavier in einem Konzert auf.
Sein wichtigster Lehrer in Bonn war der Hoforganist Christian Gottlob Neefe, der Beethoven zu seinem Assistenten machte. Durch diesen erhielt er auch 1783 eine Stelle als Cembalist im Orchester und aufgrund seiner Fürsprache wurden dem jungen Beethoven im Jahre 1787 Reisen ermöglicht, die ihn unter anderem nach Wien führten, wo er möglicherweise einige Unterrichtsstunden bei W. A. Mozart erhalten hat. Beethovens erste Kompositionen wurden bereits 1782 veröffentlicht; die "Variationen über einen Marsch von Dreßler" (WoO 63).
Ab 1789 war Beethoven als Bratschist sowohl in der Hofkapelle als auch im Orchester des Theaters des Kurfürsten engagiert, wodurch er viele Reisen unternahm.
Ein Zusammentreffen mit Joseph Haydn im Jahre 1792 gab den Anstoß zur Finanzierung einer weiteren Reise nach Wien, damit Beethoven Haydns Schüler werden konnte. Im gleichen Jahr noch erreichte der Komponist die österreichische Stadt, die bis ans Ende seines Lebens sein Zuhause bleiben sollte. Mit Haydns Unterricht allerdings unzufrieden, nahm er auch noch Studien bei anderen Wiener Komponisten auf; bei J. Schenk, J. G. Albrechtsberger und A. Salieri.
In Wien erlangte Beethoven schnell Berühmtheit als Pianist und Komponist. In den Salons der Adligen, der damals zunächst noch üblichen Konzertstätte, beeindruckte er vor allem durch seine Improvisationen auf dem Klavier. Zu einem seiner wichtigsten Gönner wurde Fürst Lichnowsky, der Beethoven mit auf Reisen u.a. nach Prag und Berlin (wo er mehrere Male vor König Friedrich Wilhelm II. von Preußen spielte) nahm.
Aus dem Jahre 1801 stammt das erste Zeugnis des Leidens, das Beethoven möglicherweise schon länger verfolgte: das Nachlassen seines Hörvermögens, das schließlich zur völligen Ertaubung führte. Aufgrund der Beschreibung seiner Symptome sind sich Fachleute heute weitgehend einig, dass die Taubheit auf eine Mischform der Otoskleose zurückzuführen ist; also auch auf eine Degeneration des Gehörnervs. Beethovens Hoffnung auf Heilung seines Leidens und die gleichzeitige Verschlechterung seines Zustandes stürzten ihn in eine tiefe Depression, die ihren ergreifenden Ausdruck in dem berühmten, nach seinem Tode entdeckten, Heiligenstädter Testament erhielt.
Gezwungenermaßen musste sich Beethoven damit abfinden, seinen Wirkungskreis nun überwiegend auf die Komposition zu verlegen. In einem unermüdlichen Arbeitseifer entstanden die Werke, für die er damals wie heute so berühmt wurde: seine neun Sinfonien, die Oper "Fidelio", die Klaviersonaten und -konzerte und seine Streichquartette; dazu unzählige Kammermusikwerke, Klavierstücke und Vokalwerke sowie einige Bühnenmusiken.
Ein Stellenangebot im Jahre 1808 als Kapellmeister in Kassel nutzte Beethoven als Druckmittel, um von den Fürsten Lobkowitz und Kinsky sowie Erzherzog Rudolph ein Jahresgehalt zu erhalten, solange er in Wien blieb. Beethovens treuester Gönner war zweifellos Erzherzog Rudolph, der zugleich auch sein Schüler war und dem der Komponist zahlreiche Werke widmete, unter ihnen das 5. Klavierkonzert. Zur kirchlichen Weihe des Erzherzogs zum Erzbischof von Olmütz komponierte Beethoven (jedoch nicht fristgerecht) eigens die "Missa solemnis" op. 123.
Im Jahre 1812 begegneten sich Beethoven und J. W. von Goethe; der gegenseitigen Achtung für das jeweilige künstlerische Schaffen stand die Bewertung der Person entgegen: Goethe hielt Beethoven für eine „ganz ungebändigte Persönlichkeit, die zwar nicht Unrecht hat, wenn sie die Welt detestabel findet, aber sie freilich dadurch weder für sich noch für andere genußreicher macht“ und Beethoven urteilte über Goethe, ihm „behagt die Hofluft zu sehr, mehr als es einem Dichter ziemt“.
1814 spielte Beethoven zum letzten Mal als Solo-Pianist in einem Konzert; dies war auch das Jahr, in welchem sein Bruder Caspar Carl starb und in seinem Testament Beethoven als alleinigen Vormund für seinen neunjährigen Sohn Karl bestimmte. Dieser Umstand führte in den folgenden Jahren zu einem erbitterten Kampf mit der leibliche Mutter um dieses Recht, aus dem Beethoven als Sieger hervorging. Ein schwerer Schlag für den Komponisten war der Selbstmordversuch des Neffen Jahre nach diesem Gerichtsstreit (1826); nach der Genesung von diesem Vorfall trat Karl auf eigenen Wunsch dem Militär bei.
Beethovens vollständige Ertaubung ist auf das Jahr 1818 datiert. Dies ist der Beginn der Konversationshefte, in denen die Fragen und Antworten seiner Gesprächspartner aufgezeichnet sind. Nahezu 140 dieser Hefte sind erhalten; als Dokumente sind sie jedoch mit Vorsicht zu genießen, da Beethovens Sekretär und Verehrer Anton Schindler in ihnen nach dem Tode des Komponisten teilweise falsche Eintragungen machte.
Aufgrund einer Leberschädigung starb Beethoven am 26. März 1827. An seiner Beerdigung auf dem Währinger Friedhof nahmen etwa
10 000 Menschen teil; der Schauspieler Heinrich Anschütz verlas die von Franz Grillparzer verfasste Trauerrede. Im Jahre 1888 wurden Beethovens sterbliche Überreste zusammen mit denen Franz Schuberts auf dem Zentralfriedhof in Wien beigesetzt. E.H.

Zum Nachlesen:
Joseph Kerman/Alan Tyson, Beethoven, Metzler.

Zum Nachhören:
Beethoven, Sinfonien Nr. 1-9, Günter Wand, NDR-Sinfonieorchester, RCA.
-, Klavierkonzert Nr. 5, Claudio Arrau, Philharmonia Orchestra, LC.
-, Streichquartette op. 130 und op. 133 Große Fuge, Medici String Quartet, Nimbus Records.

Dienstag, 25.02.2014

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