Puccini, Giacomo (1858 - 1924)

aus kultur Nr. 39 - 9/2007

Giacomo Antonio Domenico Michele Secondo Puccini wurde in der Toskana geboren. Er setzte die seit vier Generationen bestehende musikalische Tradition seiner Familie fort. Im Unterschied zu seinen Vorfahren sollte es ihm gelingen, seinen Geburtsort Lucca zu verlassen, über Italien hinaus bekannt zu werden und internationalen Ruhm zu erlangen.
Von seinem Vater, der bereits im Jahre 1864 starb, erhielt Puccini seinen ersten Orgelunterricht. Ab 1868 sang er als Chorknabe in den Kirchen von San Marino und San Michele. Mit vierzehn Jahren verdiente er sich bereits als Organist und Klavierspieler ein wenig Geld. Von 1874 an war Puccini für vier Jahre Schüler des Konservatoriums seiner Heimatstadt. Dort lernte er durch seinen Kompositionslehrer Carlo Angeloni Opern von Giuseppe Verdi kennen. Eine Aufführung der Oper "Aida" im Frühjahr 1876 wurde zu einem Schlüsselerlebnis für den jungen Komponisten: „Es war, als ob sich mir die musikalische Pforte eröffnet hätte.“ Von nun an war sich Puccini über seine Bestimmung zum Opernkomponisten im Klaren.
1880 bestand er die Aufnahmeprüfung am Mailänder Konservatorium und studierte drei Jahre u.a. bei Amilcare Poncielli und Antonio Bazzini (dank eines Stipendiums sowie der großzügigen Unterstützung eines Verwandten). Der Maestro - wie sich Puccini nach Beendigung seines Studiums nennen durfte - beteiligte sich anschließend an einem Preisausschreiben für eine einaktige Oper. Das dafür entstandene Werk "Le Villi" gewann zwar keinen Preis, wurde aber durch die Unterstützung Arrigo Boitos und Tito Ricordis 1884 im Teatro dal Verme in Mailand uraufgeführt. Der Erfolg von "Le Villi" begründete Puccinis Karriere. Mit Ausnahme eines einzigen Werks ("La Rondine", erschienen bei Sonzogno) wurden von nun an alle Opern Puccinis von dem Verlagshaus Ricordi veröffentlicht, Italiens größtem und einflussreichsten Musikverlag.
Puccinis dritte Oper "Manon Lescaut", die 1893 im Teatro Regio in Turin uraufgeführt wurde, brachte schließlich den internationalen Durchbruch. Sie wurde noch im selben Jahr in Buenos Aires, Rio de Janeiro, St. Petersburg, Madrid und Hamburg aufgeführt. Nach der Premiere in London 1894 bezeichnete George Bernard Shaw, damals Musikkritiker der Zeitschrift The World, Puccini als „Erben Verdis“.
Die drei Opern, die Puccinis eigentlichen Weltruhm begründet haben, entstanden in Zusammenarbeit mit den beiden Autoren Giuseppe Giacosa (1847 - 1906) und Luigi Illica (1857 - 1919): "La Bohème", "Tosca" und "Madame Butterfly".
An der New Yorker Metropolitan Opera fanden die Premieren von "La Fanciulla del West" (1910), unter der Mitwirkung von Enrico Caruso, und "Tryptichon" (1918), einer Zusammenstellung von drei Einaktern, statt. Puccinis letzte Oper, "Turandot", blieb unvollendet. Sie wurde von Franco Alfani vervollständigt und 1926 in Mailand uraufgeführt.
Seit 1891 war Torre del Lago Puccinis Wahlheimat. Im Jahre 1900 kaufte er dort ein nahe am See gelegenes Haus. Puccini war ein leidenschaftlicher Jäger und Fischer. Er begeisterte sich für technische Neuerungen aller Art. Der Komponist fuhr Motorboot und eine seiner größten Leidenschaften, das Autofahren, hätte ihn im Jahre 1903 beinahe das Leben gekostet. Besondere Freude bereitete ihm das Radiohören. Während seines New York-Aufenthaltes im Jahre 1907 besuchte er den berühmten Erfinder Edison in seinem Laboratorium. Aus diesem Jahr stammt auch eine historische Aufnahme von Puccinis Stimme: Die Plattenfirma Columbia nahm damals ein kurzes Gespräch des Komponisten mit seiner Gattin auf.
Puccini interessierte sich auch für musikalische Neuerungen. Er versäumte keine Gelegenheit, die Festivals moderner Musik zu besuchen, die nach dem ersten Weltkrieg veranstaltet wurden. Unter den zeitgenössischen Musikern beeindruckte ihn vor allem Arnold Schönberg in seiner späten Schaffensperiode.
Puccinis eigene Musiksprache ist geprägt von seiner farbenreichen Instrumentationskunst sowie der Fähigkeit, die intimsten psychologischen Stimmungen in einzigartiger Weise auszudrücken. Puccinis Kritikern erschien seine Musik teilweise als rührselig.
Im Sommer 1924 wurde bei dem Komponisten Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Puccini starb nach zwei Operationen in einer Brüsseler Klinik an einem Herzanfall. Nach einer großen Trauerfeier im Mailänder Dom wurde der Komponist zunächst in Mailand bestattet, bevor er nach Torre del Lago überführt wurde. Dort errichtete man ihm in seinem eins­tigen Wohnsitz ein Mausoleum. E.H.

Zum Nachlesen:
Clemens Höslinger, Giacomo Puccini, Rowohlt.

Zum Nachhören:
Puccini, Turandot, Sutherland, Pavarotti, Caballé, London Philharmonic Orchestra, Zubin Mehta, Decca.
-, La Bohème, Callas, di Stefano, Votto, Otsm, EMI.
-, Madame Butterfly, Placido Domingo, Renata Scotto, Maazel, Philharmonia Orchestra, Sony BMG.

Mittwoch, 05.01.2011

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