Nielsen, Carl (1865 - 1931)

kultur Nr. 21 - November 2005

Der dänische Komponist, Violinist und Kapellmeister Carl Nielsen kam auf der Insel Fünen, die auch der Geburtsort des Märchenautors Hans Christian Andersen ist, als siebtes von zwölf Kindern zur Welt. Durch seinen Vater, der bei Dorfmusikfesten Violine und Kornett spielte, wurde sein musikalisches Talent früh gefördert. Nielsen erhielt während seiner Schulzeit Geigenunterricht, komponierte mit neun Jahren sein erstes Werk, eine Polka, und spielte mit 14 Jahren im Regimentsmusikkorps in Odense mit. Von 1884-86 wurde ihm ein Studium am Konservatorium in Kopenhagen in den Fächern Violine, Klavier, Musiktheorie und Musikgeschichte ermöglicht. 1887 trat Nielsen erstmals öffentlich als Komponist in Erscheinung; das ”Andante tranquillo e scherzo für Streichorchester”, sowie im folgenden Jahr das ”Streichquartett F-Dur” und die ”Suite für Streicher op. 1” wurden von Publikum und Presse positiv aufgenommen. Von 1889-1905 war er Violinist am königlichen Theater in Kopenhagen, in den Jahren 1908-14 wirkte er dort als Dirigent. Finanziell abgesichert durch einen jährlichen Betrag vom Staat, den er seit 1901 erhielt, sowie einen Vertrag mit dem Musikverlag Wilhelm Hansen (1903-24), widmete sich Nielsen, abgesehen von wechselnden Dirigententätigkeiten, vorrangig seinen Kompositionen. Neben zwei Opern, ”Saul og David” und ”Maskarade” (letztere avancierte zu einer dänischen Nationaloper), entstanden umfangreiche Bühnenmusiken, sechs Sinfonien, drei Konzerte (für Violine, Flöte und Klarinette), Kammer- und Klaviermusik. Ein besonderes Tätigkeitsfeld des Komponisten war das der Vokalmusik. Zu Beginn der 1920er Jahre war er einer der Herausgeber von zwei bedeutenden volkstümlichen Liederbüchern, ”Das Melodiebuch der Volkshochschule” und das Melodiebuch zu ”Sangbogen Danmark” (Das Liederbuch Dänemark). In letzterem erschienen einige von ihm neu komponierte Lieder, unter ihnen einige seiner meistgesungenen Kinderlieder.
Nielsens Werke zeichnen sich vor allem durch eine in der dänischen Musik bislang unbekannte Expressivität aus. Der Komponist fügt den vorhandenen Stilmitteln neue Aspekte hinzu; vor allem der unvermittelte Übergang von einer tonalen Ebene zur anderen wird zu einem charakteristischen Zug seiner späteren Kompositionen. Auch atonale Passagen und die Vermeidung einer eindeutigen Tonalität finden sich in einigen seiner Werke. Nielsen gilt als der experimentellste dänische Komponist seiner Generation.
Nach seinem Tode war Nielsen vor allem als nationaler Liederkomponist bekannt, bevor in den 1950er Jahren eine erneute internationale Rezeption seiner Werke einsetzte. Seit 1960 erhielten seine Kompositionen einen festen Platz im Konzertrepertoire, nicht zuletzt durch Aufnahmen von Leonard Bernstein und Herbert Blomstedt. In Odense wurde 1988 ein Nielsen-Museum eröffnet. E.H.

Zum Nachlesen:
Mina F. Miller, Carl Nielsen, A Guide to Research, Taylor & Francis.

Zum Nachhören:
C. Nielsen, Symphonies 4 & 5, San Francisco Symphony, Herbert Blomstedt, Decca.
-, Violin Concerto, Clarinet Concerto, Flute Concerto, Jonathan Carney, Kevin Banks, Gareth Davies, Bournemouth Symphony Orchestra, Kees Bakels, Naxos.
-, Maskarade, Danish National Radio Symphony Orchestra, dacapo records.

Dienstag, 25.02.2014

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