Monteverdi, Claudio Zuan Antonio (1567 - 1643)

kultur 99 - Oktober 2013

Der italienische Komponist wurde in Cremona als ältes­ter Sohn aus der ersten Ehe des Wundarztes und Barbiers Baldassare Monteverdi geboren. Ebenso wie sein jüngerer Bruder Cesare erhielt Claudio eine gründliche musikalische Ausbildung bei Marc‘ Antonio Ingegneri, dem Kapellmeister der Kathedrale seiner Heimatstadt. Bereits 1582 veröffentlichte Claudio seine erste Werksammlung Sacrae cantiunculae, die aus 26 Motetten auf Texte aus den Heiligen- und Märtyrergeschichten besteht. Im Jahr darauf erschien ein Buch mit vierstimmigen Madrigali spirituali, von dem jedoch nur ein Bassstimmbuch erhalten ist. 1587 folgte die Veröffentlichung von Monteverdis erstem Madrigalbuch mit ausschließlich weltlichen Werken.
Im Jahr 1590 wurde der Komponist nach Mantua an den Hof des Herzogs Vincenzo I. Gonzaga als Sänger und Violinist der dortigen Hofkapelle bestellt. Hier blieb er 22 Jahre lang in wechselnden Positionen: 1594 wurde er dort Cantore, 1601 Kapellmeister und erhielt zusätzlich das Bürgerrecht. Am Hof von Mantua fand Monteverdi außergewöhnlich gute Bedingungen vor, da dort ein vollständiges Orchester und herausragende Solisten wirkten. 1597 reiste er mit dem Orchester nach Flandern, wo er die großen Meister des franko-flämischen Stils kennenlernte.
Von 1590 bis 1605 entstanden vier weitere Madrigalbücher. 1607 komponierte Monteverdi als eine der ersten Opern überhaupt L‘Orfeo, die zu Karneval erschien und mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. 1608 entstand eine weitere Oper, L’Arianna, von der nur das Lamento erhalten ist. Dieser Klagegesang wurde wegen seiner ausdrucksstarken Sprache oft nachgeahmt. 1610 komponierte Monteverdi die Vespro della Beata Vergine (Marienvesper), sein heutzutage bekanntestes sakrales Werk, das er Papst Paul V. widmete.
Nach dem Tod des Herzogs im Jahr 1612 wurde Monteverdi 1613 zum Kapellmeister des Markusdoms in Venedig ernannt und bekleidete damit eines der bedeutendsten Ämter der damaligen Zeit. Monteverdi belebte dort den Chor wieder, engagierte neue virtuose Sänger und führte das Singen von Messen an Wochen- und Festtagen wieder ein. Parallel zu zahlreichen geistlichen Werken führte Monteverdi sein weltliches Werk weiter und veröffentlichte zwischen 1614 und 1638 die Madrigalbücher VI bis VIII. Das achte Madrigalbuch enthält die Madrigali guerrieri et amorosi (Madrigale von Liebe und Krieg), die als die vollendetsten Beispiele dieser Form gelten.
Angeregt durch die Eröffnung des ersten öffentlichen Opernhauses in Venedig im Jahre 1637 entstanden weitere Bühnenwerke, unter ihnen Il ritorno d’Ulisse in patria (1641) und L’incoronazione di Poppea (1642). 1641 kam eine Sammlung ausgewählter geistlicher Werke heraus, die Selva morale e spirituale.
Monteverdi führte die von den Florentinern kurz vor der Jahrhundertwende entwickelte Gattung der Oper zu ihrem ersten Höhepunkt. Er komponierte mindestens 18 Werke dieser Art, aber nur die drei genannten kompletten Opern sind bis heute erhalten. Monteverdi erwies sich als Musikdramatiker von höchstem Rang. Er wies den handelnden Personen geschlossene Gesangsstücke zu, die Ansätze zur Da-capo-Arie zeigen. Zur Kennzeichnung der dramatischen Situationen verwendete Monteverdi charaktervolle Motive. Seinen ausdrucksstarken Stil nannte der Komponist selbst „seconda pratica“. Diese Praxis erlaubte neue Harmoniefolgen und Melodielinien zugunsten des Textes. Mit Hilfe reicher Chromatik erreichte Monteverdi dadurch die höchste Steigerung des Ausdrucks. In der Instrumentation gewann der Komponist den Streichern mit dem Tremolo und Pizzicato neuartige Wirkungen ab.
Über seine Kompositionstechnik tauschte Monteverdi viele Streitschriften mit G.M. Artusi aus, einem Verfechter der „alten“ Schule, wodurch er als Neuerer und moderner Komponist bekannt wurde.
Monteverdis Grab befindet sich in der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari in der ersten der vier Kapellen, die den Hauptchor flankieren.
Nach seinem Tod geriet der Komponist lange Zeit in Vergessenheit; das Interesse an seinen Werken wurde vor allem durch die sechzehnbändige Veröffentlichung von Gian Francesco Malipiero von 1916 bis 1942 wieder geweckt. Das Stattkus-Werkverzeichnis erschien 1985. Seine Opern sind mehrfach bearbeitet worden, u.a. von Carl Orff, Paul Hindemith und Luigi Dallapiccola. E.H.

Hörtipps:
- Madrigali guerrieri et amorosi, The Consort of Musicke, Anthony Rooley, Virgin.
- L’Orfeo, Carmingnani et al, Capella Musicale di San Petronio di Bologna, Sergio Vartolo, Naxos.

Dienstag, 10.12.2013

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