Klebe, Giselher (*1925)

kultur Nr. 14 - 2/2005

Der noch heute in Detmold lebende Künstler Giselher Klebe, der im Jahre 2002 zum Ehrenbürger dieser Stadt ernannt wurde, gilt als einer der bedeutendsten Opernkomponisten nach dem 2. Weltkrieg. Klebe erhielt durch den Beruf seiner Mutter, die Geigenlehrerin war, bereits frühzeitig eine musikalische Förderung. Mit dreizehn Jahren entstanden seine ersten Kompositionen; Musikstudien betrieb er zwei Jahre später am Berliner Städtischen Konservatorium. Hier lernte er die als "entartet" geltenden Kompositionen Schönbergs, Strawinskys und Hindemiths kennen, die ihn in der Entwicklung seiner eigenen Musiksprache maßgeblich beeinflussten.
Klebes eigene zeichnerische Begabung sowie ein damit verbundenes Interesse für Kunst veranlassten ihn 1949/50 zur Komposition ”Die Zwitschermaschine. Metamorphose über das gleichnamige Bild von Paul Klee für großes Orchester op. 7”. Die von Hans Werner Henze unterstützte Uraufführung dieses Werkes bei den Donaueschinger Musiktagen machte den damals 25jährigen Komponisten in den Kreisen der Neuen Musik schlagartig bekannt. Klebes mittlerweile über 140 Werke umfassendes Œuvre reicht von geistlicher und weltlicher Vokalmusik über Orchesterwerke und Konzerte, Klavier- und Orgelmusik, Kammermusik, einer einzigen elektronischen Komposition bis hin zu einem umfangreichen Bühnenwerk.
In diesem Genre nennt Klebe Giuseppe Verdi sein großes Vorbild. Die häufig anzutreffende Gliederung seiner Opern in "Nummern" geht darauf zurück; ebenso verwendet Klebe aber leitmotivische Techniken, indem er bestimmten Personen wieder erkennbare Motive zuordnet. Der Komponist widmet sich ausschließlich der Literaturoper; die Stoffe zu seinen Werken gründen alle auf Schauspiel- oder Romanvorlagen (”Die Räuber”, ”Die tödlichen Wünsche”, ”Die Ermordung Cäsars”, ”Figaro lässt sich scheiden”, ”Der Jüngste Tag ”). Seit Mitte der 60er Jahre ist seine Frau Lore mitbeteiligt oder hauptverantwortlich für die Erstellung der Libretti zu seinen Opern. Die Gewinnung einer Aussage, die bei Klebe von einem christlich geprägten Pazifismus und Humanismus beeinflusst ist, steht für ihn dabei im Vordergrund. Auch seine sieben Sinfonien haben programmatischen Charakter; sie gründen oftmals auf Assoziationen und subjektiven Empfindungen, die in Verbindung mit dem jeweiligen Widmungsträger stehen.
Ein besonderes Merkmal seiner Kompositionen ist die Einbeziehung von musikalischen Zitaten, die er aus den unterschiedlichsten Quellen gewinnt und welche er im Original oder verfremdet in seine Musik einfließen lässt. Klebes Kompositionsweise zeichnet sich durch die Verwendung tonaler und atonaler Strukturen aus, welche er mit einer oftmals ungewöhnlichen Instrumentation verbindet. Die von ihm verwendete musikalische Technik steht dabei immer im Dienst einer intensiven Ausdruckskraft. Der für Klebe wichtigste Bereich ist die Humanitas (Menschlichkeit); in diesem Zusammenhang ist eine Auftragskomposition von Amnesty International aus dem Jahre 1991 ”Warum hat die Sonne einen Aschenrand op. 104” zu sehen. Zu gesellschaftspolitischen Entwicklungstendenzen bezieht er u.a. in zahlreichen Briefen an den Dichter Peter Härtling Stellung. E.H.

Zum Nachhören:
Klebe, Piano Music, Matthies Silke-Thora, Köhn C., Marco Polo.
-, Oratorium für Amnesty Intern., Volker Hempfling, Kölner Kantorei, Aca (edel).
-, u.a., Musik in Deutschland Box 6 - Oper (Sieben Porträts) Rca Red S. (BMG).

Dienstag, 25.02.2014

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