Haydn, Joseph (1732-1809)

kultur Nr. 12 - 12/2004

Der musikalische Werdegang Joseph Haydns begann mit seinem schönen und vielgerühmten Gesang. Im Alter von sechs Jahren gab ihn seine Familie in die Obhut des Schulrektors J.M. Franck und bereits zwei Jahre später siedelte er nach Wien als Chorknabe an St. Stephan über. Hier erhielt er neben Stimmbildungs- auch Instrumentalunterricht und lernte in der täglichen Musizierpraxis die verschiedensten Kompositionen seiner Zeit kennen. Nach seinem Stimmbruch hielt sich der junge Musiker durch die Erteilung von Unterricht und eigenes Musizieren über Wasser; bald hatte er sich ein Netz aus wichtigen Kontakten aufgebaut und Personen aus einflussreichen Kreisen zählten zu seinen Schülern. Historisch von besonderer Bedeutung ist die Verbindung zu dem Freiherrn von Fürnberg, der den jungen Haydn dazu anregte, sein erstes Streichquartett zu schreiben. Haydn gilt als Vater des klassischen Streichquartetts; diese Gattung entwickelte er in der Folgezeit mit der Komposition von insgesamt 58 Werken zu einer ausgeprägten und für andere Komponisten vorbildhaften Form. Seine erste Anstellung erhielt Haydn schließlich bei dem Grafen K.J.F. von Morzin als Kammerkomponist und Musikdirektor.
Das Jahr 1761 war das wohl folgenreichste für das Leben des Komponisten: Er trat die Stellung eines Vizekapellmeisters bei dem Fürsten Paul Anton Esterházy in Eisenstadt an. In den Diensten seines Bruders Nikolaus I. (durch den Tod Paul Antons bereits ein Jahr später dessen Nachfolger) komponierte Haydn, ab 1766 schließlich als Kapellmeister, unzählige Werke für diesen äußerst musikliebenden Fürsten, unter ihnen Opern, Sinfonien und Kirchenmusik. Ab dem Jahre 1766 siedelte sich der Hofstaat des Fürsten in dem abgelegenen Süttör an, wo der Bau des Schlosses Esterházy vollzogen wurde. In Briefen an seine vertraute Freundin M. von Genzinger aus Wien beklagte sich Haydn des öfteren über seine abgeschiedene Lebensweise; in der Rückschau stellte der Komponist aber auch fest, dass er dadurch relativ unbeeinflusst seine ihm eigene Musiksprache finden konnte.
Erst nach dem Tode des Fürsten im Jahre 1790 unternahm Haydn seine erste von zwei Englandreisen; in London gab er öffentliche Konzerte und genoss die ihm gebührende Anerkennung. Den Komponisten verband eine tiefe Freundschaft mit W.A. Mozart; L.v. Beethoven war für kurze Zeit sein Schüler. Im Jahre 1796 vertonte Haydn den Text des Kaiserliedes "Gott! erhalte Franz den Kaiser!" von L.L. Haschka; diese Melodie verarbeitete er auch in seinem sogenannten "Kaiserquartett". Heutzutage ist diese Komposition die wohl bekannteste Haydns, da sie in etwas abgewandelter Form die Grundlage unserer heutigen deutschen Nationalhymne ist.
Haydn war bereits zu seinen Lebzeiten ein allgemein anerkannter und gefeierter Komponist in ganz Europa. Im 19. Jahrhundert geriet er dagegen weitgehend in Vergessenheit und im 20. Jahrhundert stand von seinen Kompositionen überwiegend das sinfonische Spätwerk im Interesse der Öffentlichkeit. Erst heutzutage scheint Haydn in der gesamten Fülle seiner Kompositionen neu entdeckt zu werden. Seine Werke zeichnen sich vor allem durch eine besondere rhythmische Raffinesse und einen unnachahmlichen Witz aus, indem Haydn bewusst mit den Hörerwartungen seines damaligen Publikums spielte. Die gleichzeitige Erschaffung und Ausweitung kompositorischer Regeln machen den eigentlichen Reiz seiner Werke aus. Haydn gilt als der eigentliche Schöpfer der Wiener Klassik und setzte in seinen Sinfonien und Streichquartetten Maßstäbe für Generationen von Komponisten. E.H.

Zum Nachlesen:
Jens Peter Larsen/Georg Feder, Haydn, Metzler.
Claudia Maria Knispel, Joseph Haydn, Rowohlt.
Ludwig Finscher, Joseph Haydn und seine Zeit, Laaber.

Zum Nachhören:
Haydn, Sinfonien Nr. 88, 92, 94, Wiener Philharmoniker, Leonard Bernstein, Masters.
-, Die Schöpfung, Battle, Winbergh, Moll, Rundfunkchor Stockholm, Stockholmer Kammerchor, Berliner Philharmoniker, James Levine, Masters.
-, Sonnen-Quartette op. 20, Hagen-Quartett, Deutsche G/Universal.

Dienstag, 25.02.2014

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.


Letzte Aktualisierung: 20.04.2024 10:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn