Dove, Jonathan (*1959)

kultur 101 - Dezember 2013

Der britische Komponist wurde in London als Sohn eines Architektenehepaares geboren. Er spielte Klavier, Orgel und Bratsche. Mit zwölf Jahren spielte Dove bereits Orgel in seiner Kirchengemeinde. Er war Kompositionsschüler in Cambridge bei Robin Holloway. Nach seinem Diplom arbeitete er als Liedbegleiter, Repetitor, Ani­mateur und Arrangeur. Als er 1987 in Glyndebourne bei einem Opernprojekt assistierte, erhielt er seinen ers­ten Kompositionsauftrag für ein Bühnenwerk. Die dadurch im Folgejahr entstandene Flughafenkomödie Flight bedeutete seinen Durchbruch als Komponist. Dove schuf seither mehr als 20 Opern, Chorwerke, Instrumental- und Orchestermusik sowie Bühnenmusik für das National Theatre in London, die Royal Shakespeare Company und das New York Shakespeare Festival. Der Komponist schrieb ebenso Musik für die Feierlichkeiten zur Jahrtausendwende am Millennium Dome und zur Eröffnung der Millennium Bridge in London. Doves ­A Song of Joys für Chor und Orchester eröffnete 2010 die Last Night of the Proms.
Seinen Theaterinstinkt schulte Dove in der Bühnenpraxis. Seine Werke zeichnen sich überwiegend durch eine zuversichtlich-optimistische Grundstimmung aus. Doves Ziel ist es, den Zuschauer zu unterhalten und Gemütsbewegungen hervorzurufen. „I believe that opera can be for everyone – it’s an exciting place of beauty and wonder and fun and enchantment.“ („Ich glaube, dass die Oper für jeden etwas sein kann – sie ist ein aufregender Ort von Schönheit und Wundern und Freude und Verzauberung.“) Doves Musiksprache richtet sich vor allem auch an den unerfahrenen Konzertbesucher und lässt Raum für vielfältige Interpretationen.
Zwei seiner Opern entstanden für das Fernsehen: When She Died (2002) handelt von den Reaktionen auf den Tod von Prinzessin Diana von Wales und in Man on the Moon (2006) geht es um Buzz Aldrin, den zweiten Menschen auf dem Mond.
Die Oper The Adventures of Pinocchio nach dem Kinderbuch von Carlo Collodi erlebte 2007 ihre Uraufführung in Leeds; im Jahr darauf erfolgte die deutsche Erstaufführung unter dem Titel Pinocchios Abenteuer in Chemnitz. In dieser Spielzeit wird dieses Werk auch in Bonn zu sehen sein. Es ist ein überaus erfolgreiches Stück Musiktheater, das ein Kunstgenuss für die ganze Familie ist. 2009 wurde The Adventures of Pinocchio mit dem British Composer Award für Bühnenstücke ausgezeichnet.
Dove engagiert sich sehr für die Kulturarbeit auf lokaler Ebene. Mehrere seiner Bühnenwerke haben Menschen unterschiedlicher Herkunft und Bildung zusammengebracht, um gemeinsam ein musikalisches Projekt zu gestalten, so beispielsweise The Palace in the Sky aus dem Jahre 2000. Die Oper The Hackney Chronicles ist speziell für Kinder geschrieben und wird auch von diesen inszeniert.
Dove komponierte auch äußerst erfolgreiche Chorwerke, unter ihnen die Missa brevis aus dem Jahre 2009. Für die Kantate On Spital Fields gewann Dove den Kompositionspreis der Royal Philharmonic Society.
Die Instrumental- und Orchestermusik Doves nimmt zuweilen dramatische Züge an, so zum Beispiel sein Konzert Stargazer für Posaune und Orchester, das Dove selbst als „Oper für ein Soloinstrument“ bezeichnete. Trotz seiner Vorliebe für musikalische Breitenwirkung schuf der Komponist mehrere kammermusikalische Werke von großer Intimität und musikalischer Dichte, unter ihnen das Streichquartett Out of Time.
Dove ist auch als Programmgestalter und Organisator tätig. Von 2001-2006 war er Künstlerischer Direktor des Spitalfields Fes­tivals. 2008 erhielt der Komponist den Ivor Novello Preis für klassische Musik. E.H.

Hörtipps:
- Choral Music by Jonathan Dove, Wells Cathedral Choir, Matthew Owens, hyperion.
- Flight, Glyndebourne Festival Opera, London Philharmonic Orchestra, David Parry, Chandos.

Dienstag, 14.01.2014

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