Donizetti, Gaetano (1797 - 1848)

kultur Nr. 36 - April 2007

„Ah! Bei Bacchus, mit dieser Arie werde ich allgemein Applaus haben. Man wird mir sagen: Bravo, Maestro! Ich werde, mit recht bescheidener Miene, mit gebeugtem Kopf umhergehen... Ich werde Lobeshymnen in den Zeitungen bekommen, Ich werde wissen, wie ich mich unsterblich machen kann.“ Diese Worte sprach der junge Donizetti 1811 in der Titelrolle der zweiaktigen Farsa giocosa (s.u.) "Il Piccolo Compositore di musica", deren Text von seinem Lehrer Giovanni Simone Mayr stammte. Der „kleine Komponist“ bemerkte in diesem Stück auch: „Ich habe einen umfassenden Verstand, eine flinke Begabung, gewandte Phantasie - und ich bin ein verwegener Komponist.“ Dies sind wahrhaft prophetische Worte, welche die Entwicklung Donizettis zu einem der führenden Opernkomponisten seiner Zeit vorwegnehmen.
Als fünftes von sechs Kindern des Portiers einer Pfandleihe, Andrea Donizetti, und einer Weberin, Domenica Navas, stammte Gaetano aus äußerst einfachen Verhältnissen. Der Besuch einer Musikschule in seiner Geburtsstadt Bergamo, die sein oben erwähnter Lehrer gegründet hatte, legte den Grundstein für seine musikalische Entwicklung. Mayr ermöglichte dem jungen Talent anschließend eine zweijährige Studienzeit bei Padre Mattei in Bologna.
Nach einem Engagement durch den venezianischen Impresario Paolo Zancla, für den Donizetti seine ersten vollständigen Opern schrieb, begann seine eigentliche Karriere mit der triumphalen Aufnahme des Werkes "Zoraida di Granata" (1822) in Rom. Dieser Erfolg ebnete Donizetti den Weg zu den neapolitanischen Bühnen, für die er in der Folgezeit hauptsächlich, aber nicht ausschließlich zwischen zwei und fünf Opern pro Jahr komponierte.
Im Jahre 1828 heiratete der Komponist Virginia Vasselli, mit der er drei Kinder zur Welt brachte, die jedoch alle sehr früh starben. Seine Frau, mit welcher Donizetti ein sehr inniges Verhältnis hatte, starb bereits neun Jahre nach der Hochzeit.
1830 verhalf die Aufführung von "Anna Bolena" in Mailand dem Komponisten schließlich zu internationalem Ruhm; durch deren großen Erfolg wurde die Oper in rascher Folge in den europäischen Hauptstädten aufgeführt. Drei Jahre später gelang Donizetti mit "Lucrezia Borgia" endlich auch der langersehnte Durchbruch am Teatro alla Scala.
Zu Beginn des Jahres 1835 begab sich der Komponist auf Einladung Rossinis nach Paris, was sich in den meisten seiner 1836 entstandenen Werken auswirkte. Von 1838-42 hielt sich Donizetti dauerhaft in Paris auf und es entstanden zahlreiche Kompositionen für die großen Opernhäuser dieser Stadt. 1842 reiste Donizetti nach Wien, wo es ihm sofort gelang, Publikum und Musikkritik für sich zu gewinnen. Er erhielt das Amt des Hofkomponisten und Kammer-Kapellmeisters dieser Stadt und es wurde ihm ermöglicht, sechs Monate im Jahr in Paris und anderen Orten zu wirken. Die Komposition seiner letzten Oper, "Dom Sébastien" (1843, rev. 1845), sicherte Donizetti endgültig die vorbehaltlose Wertschätzung der französischen Kritik.
Seit Ende des Jahres 1843 verschlechterte sich der Gesundheitszustand des mittlerweile weltberühmten Komponisten. Drei Jahre später wurde eine degenerative Erkrankung des Nervensystems diagnostiziert; ein Endstadium der Syphilis, mit der sich Donizetti vermutlich in jungen Jahren infiziert hatte. Nach einem fast 17-monatigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt in Ivry gelang es dem Neffen Andrea, Donizetti in seine Geburtsstadt zu bringen, wo er schließlich starb. Im Jahre 1875 wurde sein Grab in den Dom von Bergamo, neben das seines Lehrers Mayr, verlegt.
In den bisher über 1000 veröffentlichten Briefen Donizettis kann man die umfassende Bildung dieses Komponisten sowie seinen offenen, ausgeglichenen und leutseligen Charakter verfolgen. Ein Hauptmerkmal Donizettis war seine unglaubliche Produktivität und seine Fähigkeit, unter schwierigen Bedingungen Termine einzuhalten. Damit verbunden war eine lebenslange Experimentierfreude. Donizetti war offen und aufgeschlossen gegenüber allem Neuen und widmete sich den unterschiedlichsten musiktheatralischen Gattungen, wie dem komischen, halbernsten und ernsten Genre sowie der Farsa, in der er einer der fruchtbarsten und innovativsten Komponisten war. In den weniger als 30 Jahren seiner Laufbahn vollendete der Komponist 69 Opern, die auf den unterschiedlichsten Bühnen Italiens und Europas in Szene gingen. Hinzu kommen unzählige geistliche Kompositionen, Instrumental- und Kammermusik. Erstaunlicherweise gehörten bis vor relativ kurzer Zeit nur drei seiner Bühnenwerke zum ständigen Repertoire der Opernhäuser: "Lucia di Lammermoor", "L'elisir d'amore" und "Don Pasquale". Das Sextett der Oper "Lucia di Lammermoor" im zweiten Akt „Chi mi frena in tal momento“ erreichte eine fast einzigartige Bekanntheit - nicht nur in seiner ursprünglichen Form, sondern auch in Bearbeitungen durch andere Komponisten, beispielsweise der Klavier-Phantasie von Franz Liszt.
Einen bedeutsamen Beitrag zur Aufführungspraxis leistete Donizetti mit der Einführung einer neuen Sitzordnung des Orchesters, die auch heute noch Anwendung findet: die einzelnen Instrumentengruppen sind im Halbkreis um den Dirigenten platziert. E.H.

Zum Nachlesen:
Robert Steiner-Isenmann, Gaetano Donizetti. Sein Leben und seine Opern, Schott.

Zum Nachhören:
Donizetti, L'Elisir d'Amore, Placido Domingo, I. Cotrubas, J. Pritchard, Sony.
-, Lucia di Lammermoor, Callas, di Stefano, Karajan, Emi.
-, Maria Stuarda, Sutherland, Pavarotti, Bonynge, Decca.
-, La Favorita, Nicolai Ghiaurov, Luciano Pavarotti, Ileana Cotrubas, Piero de Palma, Decca.

Dienstag, 25.02.2014

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