Corelli, Arcangelo (1653 - 1713)

aus kultur Nr. 52- 12/2008

Der Salzburger Domorganist G. Muffat beschrieb begeistert seinen Aufenthalt in Rom, „allwo ich dergleichen schön - und mit grosser Anzahl Instrumentisten auffs genaueste producirten Concerten vom kunstreichen Hrn. Arcangelo Corelli mit grossem Lust, und Wunder gehört“. „Arcangelo del violino“, wie Corelli auch genannt wurde, war schon zu seinen Lebzeiten als Musiker und Komponist berühmt und hoch geschätzt.
Geboren in Fusignano, war seine erste Wirkungsstätte Bologna. Neben dem Studium an der Accademia Filarmonico spielte er hier bei zahlreichen kirchlichen und städtischen Festen als Ripieno-Violinist. Spätestens Anfang 1675 übersiedelte Corelli nach Rom. Dort war er bis zu seinem Tod in verschiedenen Anstellungen tätig:
Seit ca. 1677 war er musico da camera der ehemaligen Königin Chris­tina von Schweden. Für deren regelmäßig veranstaltete Akademien komponierte er zahlreiche Sonaten. Mit seiner ersten veröffentlichen Sammlung von Kompositionen, die er der Königin widmete, erreichte er eine große Popularität. Die Kapellmeister der wichtigsten Kirchen Roms engagierten ihn für ihre Festmusiken ebenso oft wie die musikliebende Aristokratie und hohe Geistlichkeit für ihre Akademien.
Von 1684 an musizierte er auch in Diensten des Kardinals Benedetto Pamphilj, einem der wohlhabendsten und einflussreichsten Mäzene des Kirchenstaates. Ihm ist die noch erfolgreichere Sammlung von Sonaten op. 2 gewidmet.
Seit April 1690 war Corelli für Kardinal Pietro Ottoboni Violinist, Orchesterleiter und Komponist. Der Amtssitz des Kardinals, der Palazzo della Cancelleria, entwickelte sich zum künstlerischen Mittelpunkt Roms. Unter Corellis Leitung wurden Kammermusik, liturgische Kompositionen, Opern und Oratorien aufgeführt. Er hatte ein vielseitig besetztes Orchester zur Verfügung, in dem je nach Anlass bis zu 150 Musiker mitwirkten. Dieses Orchester war dafür bekannt, äußerst präzise und technisch perfekt zu spielen. Corellis vierte Sammlung von Triosonaten op. 4 ist Ottoboni gewidmet.
Nach dem Tod des Komponisten sorgte Ottoboni für dessen Beisetzung in S. Maria della Rotunda (Pantheon). Von den vielen unveröffentlichten Kompositionen Corellis ist der größte Teil leider verschollen.

Als Komponist war er die unbestrittene Leitfigur der Instrumentalmusik in Italien um 1700. Corellis veröffentlichte Kompositionen bestehen aus sechs Sammlungen mit jeweils zwölf Werken: Die Triosonaten für zwei Violinen und Basso continuo (op. 1-4), die Duosonaten für Violine und Basso continuo op. 5 und die Concerti grossi für Orchester op. 6. Vor der Veröffentlichung seiner Werke überarbeitete Corelli immer wieder einzelne Sätze und auch die Korrektur der Druckplatten lässt auf seinen hohen künstlerischen Anspruch schließen. Die sechs veröffentlichten Sammlungen hatten bereits zu seinen Lebzeiten Modellcharakter:
Corellis Triosonaten wurden zum Vorbild für viele Komponisten, unter ihnen Antonio Vivaldi, François Couperin, Johann Joseph Fux und Georg Friedrich Händel.
Seine Duosonaten waren ein Standardwerk der Violinliteratur. Sie gehörten bis ins späte 19. Jh. hinein zum Grundstudium jedes Violinisten.
Auch seine Concerti grossi (s.u.), wenngleich erst postum veröffentlicht, waren schon zu seinen Lebzeiten berühmt. Der bedeutendste Nachfolger Corellis innerhalb dieser Gattung war Antonio Vivaldi, dessen dreisätzige, vielfältig besetzte Werke mustergültig wurden.
Corellis Werke, die einen kantablen und ausgewogenen Stil aufweisen, verbreiteten sich in ganz Europa. Die größte Wirkung außerhalb Italiens hatte Corellis Musik in England. Vor allem die Concerti grossi wurden dort in zahlreichen Konzerten noch am Ende des 18. Jahrhunderts gespielt. E.H.

Zum Nachhören:
- Violin Sonatas Op.5, Andrew Manze, Richard Egarr, harmonia mundi.
- Concerti grossi op. 6, La Petite Bande, Sigiswald Kuijken, DHM.

Mittwoch, 05.01.2011

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