Britten, Benjamin (1913 -1976)

kultur 29 - September 2006

Der in Lowestoft, Suffolk, geborene englische Komponist, Dirigent und Pianist begann bereits als Sechsjähriger zu komponieren und erhielt aufgrund seiner ausgeprägten musikalischen Begabung seit 1927 privaten Klavier- und Kompositionsunterricht bei Frank Bridge. Dieser begeisterte Britten für die Musik Bartóks, Schönbergs und Strawinskys und er wurde ein lebenslanger väterlicher Freund für den Komponisten. Eine künstlerische Verbeugung vor seinem ersten Lehrer machte Britten später im Jahre 1937 mit den "Variations on a Theme of Frank Bridge", mit denen er seinen ersten internationalen Erfolg bei den Salzburger Festspielen verbuchen konnte.
Am Royal College of Music in London studierte Britten von 1930-33 Komposition bei John Ireland und Klavier bei Arthur Benjamin und Harold Samuel. Der Plan bei Alban Berg zu studieren wurde aufgrund des Widerstands seiner Eltern sowie des frühen Todes des Komponisten (1935) nicht verwirklicht.
Nach seinem Studium lebte Britten zunächst vor allem von Kompositionen für Theater und Radio und von Filmmusiken, die er seit 1935 als Angestellter der Dokumentarfilmgesellschaft des General Post Office schrieb. Hier lernte er den Dichter Wystan Hugh Auden kennen, mit dem er bei mehreren Projekten zusammenarbeitete. Auden überredete Britten und dessen Lebensgefährten Peter Pears 1939 mit ihm in die USA zu fliehen. Dort machte Britten die Bekanntschaft mit Colin McPhee, durch den er erstmals mit balinesischer Musik in Berührung kam, was sich - ebenso wie eine im Jahr 1955 unternommene Reise nach Bali und Japan - in einigen von Brittens Werken auswirkte.
Im Jahre 1942 kehrte Britten jedoch wieder nach England zurück, wo er dank der finanziellen Unterstützung von Serge Koussevitsky den Plan zur Komposition einer großen Oper verwirklichen konnte. Mit "Peter Grimes" (1942/45) gelang Britten schließlich der Durchbruch zur internationalen Anerkennung. Kritiker und Publikum feierten diese Oper wegen ihrer musikalischen Vielseitigkeit, die generell ein Merkmal der Werke Brittens ist.
In der Folgezeit komponierte Britten vor allem Opern, unter ihnen einige Kammeropern für die "English Opera Group", deren Mitbegründer er 1946 war. Darüber hinaus entstanden zahlreiche Vokalwerke, von denen die Tenorpartien fast ausnahmslos für Peter Pears entstanden. Auch einige Instrumentalwerke komponierte Britten für bestimmte Interpreten; die Oboenwerke der 1930er Jahre entstanden für Leon Goosens und die Werke für Violoncello (op. 65, 68 und 72) für Mstislav Rostropovic. Den Zyklus "Songs and Proverbs of William Blake" für Bariton und Klavier komponierte Britten für Dietrich Fischer-Dieskau.
Im Jahre 1973 wurde Brittens letzte große Oper "Death in Venice" in seinem Heimatort uraufgeführt. Die meisten der im Laufe seines Schaffens genutzten Techniken kommen hier zur Anwendung.
In Brittens musikalischer Sprache lassen sich verschiedene Einflüsse nachweisen. So steht Tonalität neben zwölftönigen Elementen und Anregungen aus ostasiatischer Musik sind ebenso wie die von verschiedenen Komponisten zu hören; seine intensive Beschäftigung mit Henry Purcells (1659-95) Musik führte beispielsweise zur Komposition von "The Young Person's Guide to the Orchestra" für Orchester und Sprecher ad libitum op. 34, das für einen Dokumentarfilm über die Orchesterinstrumente entstand. Neben komplexen Werken mit hohen Ansprüchen komponierte Britten auch immer wieder leichter verständliche mit einer eingängigen und fasslichen Oberfläche. Ein wesentliches Kennzeichen der Musik Brittens ist eine Ökonomie der Mittel.
Brittens ausgeprägtes soziales Bewusstsein und sein Pazifismus äußern sich in den zentralen Themen seiner Werke: Gewalt und Frieden. Die Botschaft des Friedens kommt eindrucksvoll in seinem bekanntesten Chorwerk "War Requiem" op. 66 (1960/61) zum Ausdruck, das Britten zur Wiedereinweihung der im Krieg zerstörten Kathedrale in Coventry komponierte.
Als erster Musiker überhaupt wurde Britten in den persönlichen Adel erhoben. Nach langer Krankheit starb der angesehene Komponist und weltweit gefragte Pianist und Dirigent 63-jährig in Aldeburgh. E.H.

Zum Nachlesen:
Eric Walter Withe, Benjamin Britten, Atlantis.
Michael Oliver, Benjamin Britten, Phaidon Press.

Zum Nachhören:
Britten, Peter Grimes op. 33, Chorus & Orchestra of the Royal Opera House, Covent Garden, Bernard Haitink, EMI.
-, The Young Person's Guide to the Orchestra; Simple Symphony; Variations on a Theme of Frank Bridge; English Chamber Orchestra, London Symphony Orchestra, Benjamin Britten, DECCA.

Dienstag, 25.02.2014

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