Benjamin, George William John (*1960)

kultur 98 - Juli 2013

Der 53-jährige britische Komponist, Dirigent, Pianist und Lehrer wurde in London geboren. Mit sieben Jahren begann er Klavier zu spielen und mit neun Jahren zu komponieren. Benjamin besuchte die Westminster School und studierte von 1976 - 78 am Pariser Conservatoire National Supérieur de Musique Komposition bei Olivier Messiaen und Klavier bei dessen Ehefrau Yvonne Loriod. Benjamin war einer der Lieblingsschüler des französischen Komponisten. Er studierte weiterhin Musik am King’s College in Cambridge bei Alexander Goehr (1978 – 82).
Sein erstes Orchesterwerk Ringed by the Flat Horizon, das für die Cambridge University Musical Society entstand und 1980 in Cambridge von Mark Elder uraufgeführt wurde, wurde im selben Jahr bei The Proms gespielt. Damit ist Benjamin der jüngste lebende Komponist, dessen Musik bereits als Zwanzigjähiger während dieser traditionellen Londoner Sommerkonzertreihe - The Proms - gespielt wurde. Ringed by the Flat Horizon hatte auch international Erfolg, ebenso wie seine zwei folgenden Werke, ­­A Mind of Winter und At First Light. Benjamin erhielt nun einige Aufträge für Kompositionen, unter ihnen Antara für Ensemble und elektronische Musik, das für das Institut de Recherche et Coordination Acoustique / Musique (IRCAM) in Paris zum zehnjährigen Jubiläum des Centre Pompidou (1987) entstand. Antara ist die erste veröffentlichte Komposition die das Sibelius Notationsprogramm (s.u.) verwendet. Weitere Auftragswerke sind Sudden Time für Orchester, das Benjamin selbst 1993 beim Meltdown Festival uraufführte, und Three Inventions for Chamber Orchestra das er 1995 bei den 75. Salzburger Festspielen dirigierte.
1992 – 94 instrumentierte der Komponist in Zusammenarbeit mit Yvonne Loriod und Heinz Holliger die zweite Hälfte des ersten Satzes und den kompletten vierten Satz von Messiaens letztem unvollendeten Werk Concert à quatre. Benjamin lehrte 16 Jahre lang Komposition am Royal College of Music in London, bevor er im Januar 2001 Henry Purcell Professor of Composition am King’s College in London wurde. Er unterrichtete unter anderen Komponisten wie Luke Bedford und Dai Fujikura.
Seine erste Oper Into the Little Hill entstand in Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Martin Crimp und wurde 2006 beim Festival d’Automne in Paris uraufgeführt. Seitdem wurde sie mehrmals auf beiden Seiten des Atlantiks gespielt; in London war sie zuerst 2009 am Royal Opera House zu hören. 2008 erhielt Benjamin für diese Oper den „Music Award for large scale compositions“ der Royal Philharmonic Society. Diese Auszeichnung hatte er bereits 2002 für seine Komposition Palimpsests bekommen.
Ebenfalls 2008 war Benjamin Composer in Residence beim Lucerne Festival, für das die Komposition Duet für Klavier und Orchester entstand. Die Uraufführung dieses Werkes fand unter Franz Welser-Moest mit dem Cleveland Orchestra und Pierre-Laurent Aimard statt.
Benjamins neuestes Opernwerk Written on Skin, das für das Aix-en-Provence Festival - wieder nach einem Libretto von Martin Crimp – entstand, wurde 2012 uraufgeführt. Im März dieses Jahres wurde Written on Skin in Covent Garden aufgeführt. Im Rahmen des Beet­hovenfestes wird diese Oper zur Saisoneröffnung in Bonn gespielt werden.
Als Dirigent arbeitet Benjamin mit Orchestern wie dem Ensemble Modern, dem Cleveland Orchestra, dem Koninklijk Concertgebouw­orkest und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin zusammen. Er ist regelmäßig Gastdirigent der London Sinfonietta, einem Kammerorchester, das sich auf zeitgenössische Musik spezialisiert hat.

Seine erste Oper dirigierte Benjamin 1999 mit Pelléas et Mélisande am Brüsseler Opernhaus La Monnaie. Er leitete zahlreiche Uraufführungen und Darbietungen von Werken Wolfgang Rihm, Unsuk Chin, Grisey und Ligeti. Sein Repertoire reicht von Schumann zu Knussen und von Wagner zu Boulez.
Seit 1996 ist Benjamin Chevalier im „Ordre des Arts et Lettres“. Er ist Mitglied in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und Ehrenmitglied der Guildhall School, der Royal Academy und des Royal College of Music.
Benjamin gilt als ein herausragender Komponist unserer Zeit. Er schreibt hauptsächlich Orchester-, Kammer- und Klaviermusik und zeichnet sich durch eine Vorliebe für reiche und ungewöhnliche Klangfarben aus. Seine Werke wurden eingespielt bei Nimbus Records und veröffentlicht bei Faber Music in London.

In den letzten Jahren stellten zahlreiche Retrospektiven Benjamins Werk in den Mittelpunkt, unter anderen 2002 in London, 2003 in Brüssel (Ars Musica) und Tokyo (Tokyo Opera City), 2004/05 in Berlin (DSO), 2005 in Straßburg (Musica Festival) und Madrid (Orquesta Nacional de España) und 2008 in Luzern. E.H.

Hörtipps:
- Palimpsets, Ensemble Modern, Ensemble Modern Orchestra, Nimbus Records.
- A Mind of Winter, Antara, Ringed by the Flat Horizon, At First Light, Panorama, BBC Symphony Orchestra, Mark Elder, London Sinfonietta, George Benjamin, Nimbus Records.
- Written on Skin, Barbara Hannigan, Bejun Mehta, Christopher Purves, Rebecca Jo Loeb, Allan Clayton, Mahler Chamber Orchestra, George Benjamin, Nimbus Records.

Dienstag, 10.12.2013

Zurück

Merkliste

Veranstaltung

Momentan befinden sich keine Einträge in Ihrer Merkliste.


Letzte Aktualisierung: 25.04.2024 21:01 Uhr     © 2024 Theatergemeinde BONN | Bonner Talweg 10 | 53113 Bonn