Bartók, Béla (1881 - 1945)

kultur 20 - Oktober 2005

Der ungarische Komponist Béla Bartók stammte aus dem kleinen Dorf Nagyszentmiklós, das heute in Rumänien liegt und Sinnicolau Mare heißt. Mit acht Jahren verlor Bartók seinen Vater, Direktor einer landwirtschaftlichen Schule, der Klavier und Cello spielte und einige Tanzstücke komponiert hatte. Von seiner Mutter, einer Volksschullehrerin, erhielt Bartók mit sechs Jahren Klavierunterricht und wurde in der Folgezeit in seiner offensichtlichen musikalischen Begabung gefördert. In Preßburg unterrichtete ihn László Erkel in Klavierspiel und Komposition, von 1899-1903 studierte Bartók in Budapest diese Fächer an der königlich ungarischen Musikakademie. In den folgenden Jahren trat Bartók hauptsächlich als Klaviervirtuose in Erscheinung, ab dem Jahre 1907 war er Professor für Klavier in Budapest und unternahm zahlreiche Konzertreisen als Interpret in Europa und Amerika.
Nationalstolze Strömungen um die Jahrhundertwende veranlassten Bartók zur Beschäftigung mit ungarischer Volksmusik - ein Resultat dieser Studien war die Komposition der symphonischen Dichtung ”Kossuth”, die in der Bevölkerung großen Anklang fand. Kompositorisch wurde Bartók in dieser Zeit vor allem von Strauss, Liszt und Wagner beeinflusst. Die als "Volkslieder" bekannten ungarischen Weisen bezeichnete Bartók bald als volkstümliche Kunstlieder von wenig Interesse und wandte sich daher ab dem Jahre 1905 der intensiven Erforschung der unbekannten Bauernmusik zu. Diese Tätigkeit erstreckte sich nicht nur auf Ungarn, sondern auch auf die Slowakei, Rumänien, Bulgarien, die Ukraine, Algerien und die Türkei. Zusammen mit seinem Kommilitonen Zoltán Kodály sammelte Bartók unzählige Lieder und Tänze der ländlichen Bevölkerung die in wissenschaftlich vorbildlichen Publikationen vorliegen und den Grundstein für eine so genannte Ethnomusikologie bildeten.
Diese Forschungsarbeit beeinflusste Bartók sowohl in seiner politischen Haltung, die eine Verständigung zwischen den Völkern zum Ziel hatte (der Komponist verbot die Aufführung seiner Werke in faschistischen Ländern), als auch in seiner kompositorischen Praxis. Für ihn war nicht allein das Dur-moll-tonale Notensystem verbindlich, sondern er gelangte auf diesem Weg zu einer freien Behandlung der Töne sowie einer rhythmischen Vielfalt innerhalb seiner Kompositionen. Das 1911 entstandene Klavierstück ”Allegro barbaro” gilt in diesem Zusammenhang als eine der grundlegenden Kompositionen der so genannten Neuen Musik.
Eines der meistgespielten Werke Bartóks ist die von Paul Sacher in Auftrag gegebene Komposition ”Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta” aus dem Jahre 1936. Bartóks umfangreiches Œuvre enthält neben der einaktigen Oper ”Herzog Blaubarts Burg”, den Balletten ”Der wunderbare Mandarin” und ”Der holzgeschnitzte Prinz” zahlreiche Klavierwerke, unter ihnen das 153 Stücke umfassende Klavier- und Kompositionslehrwerk ”Mikrokosmos”, sowie Solokonzerte und sechs Streichquartette.
Im Jahre 1940 floh Bartók vor der deutschfreundlichen Regierung aus Budapest in die USA, wo er 64jährig in New York an Leukämie erkrankt starb. E.H.

Zum Nachhören:

Béla Bartok, Klavierkonzerte Nr. 1 und 2, Der wunderbare Mandarin-Suite, Kocsis, Budapest PO, Lehel (Klavierkonzerte); RSO Stuttgart, Marriner, Capriccio.
- , Streichquartette Nr. 1-6, Vermeer Quartett, Naxos.
- , Herzogs Blaubart Burg, John Tomlinson, Jeanne-Michele Charbonnet, Matyas Sarkozi, BBC SO, Saraste, Warne.

Zum Nachlesen:

Everett Helm, Bartók, Rowohlt.
Heinrich Lindlar, Lübbes Bartok Lexikon, Gustav Lübbe Verlag.

Dienstag, 25.02.2014

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