Gewandmeister/in - kultur Nr. 16 - 4/2005

Nachdem wir in kultur 15 den Beruf des Kostümbildners vorgestellt haben, geht es nun weiter mit der Umsetzung der Kostümentwürfe. Hierfür ist die/der Gewandmeister/in zuständig. Er/sie leitet und koordiniert die Kostümabteilungen der Spielstätte bzw. die Arbeit der dort angestellten Schneider/innen und ist verantwortlich für die termin- und budgetgerechte Anfertigung der Kostüme, den einwandfreien Zustand aller für die laufenden Produktionen benötigten Kostüme sowie oftmals für die Verwaltung des Fundus (Kostümarchiv).
Nach Absprache mit dem Kostümbildner entscheidet der Gewandmeister über die praktische Umsetzung der Entwürfe und zu verwendenden Materialien. Zuerst erfolgt der Abgleich der Skizzen des Kostümbildners mit den Beständen des Fundus (oder evtl. von Secondhand-Läden). Dem schließt sich die Abänderung vorhandener Kleidungsstücke oder Neuanfertigung von Kostümen an, wobei die Entwürfe in Schnittmuster umgesetzt werden und über Details wie Verschlüsse, Verzierungen und Accessoires entschieden wird. Der Gewandmeister koordiniert die Fertigstellung der Kostüme bzw. übernimmt selbst einige der Arbeiten. Anschließend leitet er die Anproben mit den Darstellern, bevor die Abnahme seitens der Dekoration erfolgt, wobei die Kostüme mit Bühnenbild und -licht harmonieren müssen. Zu den für diesen Beruf erforderlichen Fähigkeiten gehören insofern nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch Organisationsfähigkeit, kalkulatorisches Denken, Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten und körperlicher Tätigkeit sowie Personalführungsqualität.
Die Ausbildung zum Gewandmeister erfolgt als 2-jährige Fachschulausbildung in Form einer Weiterbildung, in Deutschland seit über 30 Jahren an der Hamburger Anna-Siemsen-Schule, die über 24 Ausbildungsplätze verfügt, welche über ein Auswahlverfahren vergeben werden. Die Abschlussbezeichnung lautet staatlich geprüfte/r Gewandmeister/in. Zur Aufnahme der Ausbildung sind mindestens ein Realschulabschluss, eine abgeschlossene Ausbildung als Damen- oder Herrenschneider bzw. als Facharbeiter/in in der Bekleidungsindustrie sowie erste Berufserfahrung - mindestens ein Jahr in einer Theater- oder Kostümwerkstatt - erforderlich. Außerdem kann der Beruf an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste im Rahmen eines Studiums der Kostümgestaltung erlernt werden.
Die Lehrinhalte umfassen berufsbezogene technische Grundlagen (Zeichnen, Farblehre, Schnittgestaltung), Ornamentik und experimentelle Techniken, Ausstattungsplanung, Kunst-, Theater- und Kostümgeschichte, Dramaturgie sowie Englisch, Politik und angewandte Soziallehre. All dies ist notwendig, um den speziellen Anforderungen, die an Kostüme gestellt werden, gerecht werden zu können, denn im Gegensatz zu ”normalem” Schneiderhandwerk müssen auch Aspekte beachtet werden wie passende Moden zu bestimmten historischen oder irrealen Schauplätzen oder das künstliche ”Altern” von Kostümen für den Verlauf einer Aufführung.
Bezüglich des Einkommens von Gewandmeistern/innen bestehen große regionale sowie branchenabhängige Unterschiede.
Als alternative Einsatzgebiete kommen Tätigkeiten in der Aus- und Weiterbildung sowie bei Film und Fernsehen in Frage. Aufstiegsmöglichkeiten bestehen z.B. durch Weiterbildung zum Betriebswirt oder zur technisch-kaufmännischen Fachkraft im Handwerk oder durch Aufnahme der Studiengänge Kostümbildner/in oder Modedesign. Auch selbständige Tätigkeiten als freie Kostümbildner/in oder als Leiter/in einer eigenen Kostümwerkstatt sind möglich. J.S.

Quellen und weitere Informationen:
Deutsche Theatertechnische Gesellschaft (DTHG) e.V., http://www.dthg.de/service/berufe/berufe_gewandmeister.htm.
Bundesagentur für Arbeit, BERUFEnet: http://berufenet.arbeitsamt.de/bnet2/G/kurz_B8359100.html.
AIM-Koordinationszentrum für Ausbildung in Medienberufen:
http//www.aim-mia.de/article.php?sid=332.

Donnerstag, 06.12.2007

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